... stark für Menschen

„Wir haben ein gutes Angebot“

„Alles Sucht?“ Auch um dieses Thema ging es bei den Vorträgen zum Welttag der Seelischen Gesundheit.

Mosbach. Für psychisch erkrankte Menschen gibt es im Neckar-Odenwald-Kreis viele Hilfsangebote. Die umfassende Versorgung garantiert das funktionierende Netzwerk des Gemeindepsychiatrischen Verbundes, wie bei dessen Veranstaltung zum Welttag der Seelischen Gesundheit einmal mehr deutlich wurde. Im Mosbacher Rathaus präsentierten sich die Mitglieder des Verbundes mit Infoständen. Das Leitthema lautete „Sucht – Alles Sucht?!“.

Hürden abzubauen und Vorurteile zu psychischen Erkrankungen zu überwinden, ist Ziel des Welttages. Nach der Eröffnung des Vortragsprogramms durch den Leiter des Geschäftsbereichs Gesundheit in der Johannes-Diakonie, Alexander Straus, gab es für die Leistungen des Gemeindepsychiatrischen Verbundes von den Grußwortrednern viel Lob. „Sie zeigen, dass kompetente Hilfe im Notfall schnell verfügbar ist“, erklärte Dr. Achim Brötel, Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises und zugleich Schirmherr des kreisweiten „Bündnis gegen Depression“. Als Gastgeber unterstrich Oberbürgermeister Michael Jann das Ziel, durch den Veranstaltungsort mitten in der Stadt „das Thema ins Zentrum des Handelns zu rücken“.

Die seelische Gesundheit von jungen Menschen war Schwerpunkt des diesjährigen Welttages. Dementsprechend widmete der Ärztliche Direktor der Diakonie-Klinik und Leiter der dortigen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Dr. Karsten Rudolf, seinen Vortrag unter dem Titel „Alles Sucht?“ einem Problem, das Jugendliche besonders betrifft. Denn in der Phase zwischen Kind- und Erwachsensein sind gerade sie anfällig für Suchterkrankungen, wie Rudolf erklärte. Ob es um Alkohol geht, um Cannabis oder die neu aufgekommenen Kräutermischungen: Psychoaktive Stoffe ebenso wie der übermäßige Konsum von digitalen Medien sind für manche Jugendliche eine Möglichkeit, sich von Problemen abzulenken oder soziale Anerkennung zu gewinnen. Für einen Teil von ihnen mündet der Erstkontakt in schädlichen Gebrauch oder sogar in eine Abhängigkeit. Sozialer Rückzug, Verwahrlosung oder auch Schulden können Zeichen einer Sucht sein und sollten Eltern und andere Bezugspersonen alarmieren.

Welche Mechanismen in die Sucht führen können, verdeutlichte Matthias Kluge, Ärztlicher Leiter und Spezialist für Suchttherapie am Psychiatrischen Zentrum Nordbaden, am Beispiel Cannabis. Nach Nikotin und Alkohol ist es die weltweit am meisten verbreitete Droge mit in Deutschland drei bis vier Millionen Konsumenten. Ihr Missbrauch kann fatale Wirkungen haben, nicht zuletzt für die Psyche. Sie kann Angst und Depressionen auslösen und das Gedächtnis schädigen, wie Kluge erklärte. Und auch hier gibt es Moden und Trends wie hochwirksame oder synthetisch erzeugte Cannabis-Derivate, auf die Behandler reagieren müssen.

Zum Abschluss der Veranstaltung gab die stellvertretende Geschäftsführerin des Diakonischen Werks im Neckar-Odenwald-Kreis, Ulrike Dinkelacker, einen Überblick über die Angebote des Gemeindepsychiatrischen Verbundes. Von Beratung über medizinische Behandlung und Selbsthilfe bis hin zu Wohn- und Beschäftigungsangeboten decken dessen Mitglieder ein breites Spektrum an Hilfen für psychisch erkrankte Menschen ab. „Wir haben ein gutes Angebot“, fasste Dinkelacker zusammen. „Was bleibt, ist die Hürde, Kontakt aufzubauen und sich Hilfe zu holen.“ Diese Hürde dürfte nach der gut besuchten Veranstaltung zum Welttag der Seelischen Gesundheit wieder etwas kleiner geworden sein.
Hier gibt es Vortragsfolien zum Welttag der Seelischen Gesundheit als PDF zum freien Download:

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