... stark für Menschen

„Wir werden mehr wahrgenommen“

Mit Handpuppe Benno besuchte Pfarrerin Wiltrud Schröder-Ender beim 100. „Balkon-Fenster-Hof-Gartengottesdienst“ das Wohnangebot „Bertl-Bormann-Straße“.

Mosbach. Morgenandachten und Gottesdienste gehören bei vielen Menschen in der Johannes-Diakonie fest zum Alltag. Doch dann kam Corona. Plötzlich war das Zusammensein in der Johanneskirche nicht mehr möglich. Aber Pfarrer Richard Lallathin, Pfarrerin Wiltrud Schröder-Ender und Kantor Peter Bechtold kamen schnell auf eine kreative Lösung. Sie erfanden die „Balkon-Fenster-Hof- und Gartengottesdienste“. Mit Holzkreuz, fahrbarer Tontechnik und viel gestalterischem Talent ist das Team seitdem Woche für Woche unterwegs und veranstaltet 20-minütige Gottesdienste, an denen Bewohner und Bewohnerinnen der Johannes-Diakonie von Fenstern, Balkonen oder von Sitzplätzen vor den Häusern teilnehmen können. „Seit vielen Jahren wird theologisch gefordert, dass wir uns von der vorherrschenden ‚Komm-Struktur’, zum Beispiel dem ‚In-die-Kirche-kommen’ verstärkt einer ‚Geh-Struktur’“ hinwenden“, sagt Lallathin. „Corona hat uns deutlich in diese Richtung geleitet.“

Wortwörtlich sind die Pfarrer schon viel und weit gegangen. Nach etwas über drei Monaten wurde jetzt bereits der 100. „Balkon-Fenster-Hof- und Gartengottesdienst“ im Haus „Bertl-Bormann-Straße“ der Johannes-Diakonie, unweit der Mosbacher Innenstadt, gefeiert. Die dort wohnenden Kinder- und Jugendlichen hatten den Hof des Hauses zu einem offenen Andachtsraum umfunktioniert und feierten zugleich den Schuljahresabschluss. Pfarrerin Schröder-Ender hatte nicht nur die Handpuppe Benno mitgebracht, sondern auch einen Luftballon, mit dem sie deutlich machte, wie es ist, „wenn uns die Luft ausgeht und wie gut es tut, wenn uns jemand neue Luft gibt“. Und auch bei diesem Gottesdienst sorgte die Musik von Kantor Peter Bechtold für besondere Stimmung unter den Gottesdienst-Teilnehmern.

Den „Balkon-Fenster-Hof- und Gartengottesdiensten“ soll die Luft so schnell nicht ausgehen, jedenfalls wenn es nach Richard Lallathin und Wiltrud Schröder-Ender geht. Zumindest so lange es das Wetter erlaubt, wollen sie die Freiluft-Gottesdienste mit ihrer besonderen Atmosphäre weiterführen. Schließlich könnten daran auch Menschen teilhaben, die wegen körperlicher Einschränkungen keine Kirche besuchen können. Und Pfarrerin Schröder-Ender sieht noch einen weiteren Vorteil: „Wir als Pfarrer sind mehr unterwegs, wir nehmen mehr wahr und werden mehr wahrgenommen.“ So scheint aus der Corona-Not eine Idee geboren, die Zukunft hat, wie Lallathin bestätigt: „Voraussichtlich werden unsere Balkon-Fenster-Hof- und Gartengottesdienste zu den durch Corona ausgelösten Maßnahmen gehören, die wir auch über Corona hinaus beibehalten werden.“

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