... stark für Menschen

„Unternehmensführung in Zeiten von Unsicherheit“

Volles Haus in der Johanneskirche bei der BeB-Fachtagung Dienstleistungsmanagement.
BeB-Vorstand Ursula Veh-Weingarten begrüßte zur Eröffnung.
Die Teilnehmenden konnten aus rund 50 Workshops, Seminaren und Vorträgen auswählen.
Auch eine Exkursion nach Schwarzach zur Zentralküche der Johannes-Diakonie stand auf dem Programm.

Mosbach. Flüchtlinge, Digitalisierung, Bundesteilhabegesetz ‒ den Mitgliedseinrichtungen des Bundesverbands evangelische Behindertenhilfe (BeB) fehlt es sicher nicht an aktuellen Herausforderungen, wie Ursula Veh-Weingarten, im BeB-Vorstand zuständig für Unternehmensführung und -entwicklung, eingangs der BeB-Fachtagung Dienstleistungsmanagement 2016 feststellte. Die Veranstaltung zog vom 2. bis 4. November rund 350 Leitungs- und Fachkräfte aus dem ganzen Bundesgebiet und aus Österreich zum Gastgeber Johannes-Diakonie Mosbach in den badischen Odenwald.

Wie die genannten Herausforderungen die Arbeit diakonischer Einrichtungen beeinflussen, lässt sich kaum vorhersagen. Grund genug, der Fachtagung das Thema „Unternehmensführung in Zeiten von Unsicherheiten“ voranzustellen. Denn durch die Politik und die bevorstehende Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) sollte es eigentlich zu mehr Sicherheit für die Sozialunternehmen kommen und vor allem zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung führen. Ob dies aber tatsächlich so geschieht, war eines von vielen Themen, die in knapp 50 Seminaren, Workshops und Vorträgen bearbeitet wurden. 17 Firmen begleiteten die Tagung und präsentierten in zwei Ausstellerbereichen ihre Leistungen.

Auf die Begrüßung durch Dr. Hanns-Lothar Förschler, den Vorstandsvorsitzenden der Johannes-Diakonie, folgten zunächst zwei Hauptvorträge unter dem Dach der Johanneskirche. Prof. Dr. Maja Apelt von der Universität Potsdam stellte acht Thesen zum Umgang mit dem Thema Unsicherheit vor, von denen vor allem die letzte für sozialwirtschaftliche Unternehmen ein ermutigendes Signal darstellt: Gerade bei ihnen seien Mitarbeitende stark mit den Unternehmens­zielen identifiziert und bereit, sich überdurchschnittlich zu engagieren.

In einem weiteren Vortrag machte Professor Dr. Josef Schmid von der Universität Tübingen deutlich, warum auch ein ausgebauter Wohlfahrtsstaat wie der deutsche für soziale Einrichtungen Risiken und Unsicherheiten birgt. So könnten etwa sozialpolitische Entscheidungen, neu auftretende soziale Risiken, Reformunfähigkeit oder Ressourcen­knappheit auch vermeintlich starke Wohlfahrtsverbände ins Wanken bringen. Schmids ernüchterndes Fazit: „Soziale Organisationen hängen am Nabel des Wohlfahrtsstaats-Modells.“

Dennoch fehlte es nicht an positiven Beispielen, wie Unsicherheit ganz praktisch gehandhabt werden kann. So machte Dr. Jörg Kopecz, langjähriger Leiter Finanzen und Organisation beim Deutschen Evangelischen Kirchentag, zum Abschluss der Tagung deutlich, wie eine Organisation auch mit einem hohen Maß an Unsicherheit zurecht kommen kann. Von der Finanzierung über unsichere Teilnehmerzahlen bis hin zu rechtlichen Bestimmungen reichen die Risiken, mit denen es die Großveranstaltung zu tun hat. Diesen ist nur mit resilienten Strukturen wirksam zu begegnen, die Beeinträchtigungen oder Teilausfälle ausgleichen können, wie Kopecz erklärte. Dazu gehörten unter anderem ein gesicherter Transfer von Wissen über eine Datenbank und die Kontakt zwischen ehrenamtlichen Helfern und angestellten Mitarbeitenden.

Neben den Hauptvorträgen konnten die Teilnehmenden sich aus einer breiten Palette von Workshops, Seminaren und kollegialen Fachgesprächen das für sie passende Angebot zusammenstellen. Flüchtlingsintegration, Arbeitsrecht, Immobilienbewirtschaftung und Personalmanagement wurden neben weiteren Themen bearbeitet. Bei einer Exkursion konnten Tagungsteilnehmende am Standort Schwarzach die Großküche der Johannes-Diakonie und das dort praktizierte Cook & Chill-Verfahren kennenlernen. Der Gastgeber Johannes-Diakonie lieferte zudem ein praktisches Beispiel für strategische Planung bei Unsicherheit und gab bei einem zweiteiligen Workshop Einblick in den aktuellen Dezentralisierungsprozess der Einrichtung, der auch eine Konversion der Hauptstandorte Mosbach und Schwarzach beinhaltet.

Abseits der Fachveranstaltungen schufen ein mediterraner Abend im Kultur- und Begegnungszentrum „fideljo“ der Johannes-Diakonie sowie der „Abend der Begegnung“ im Audi Forum Neckarsulm den passenden Rahmen, um sich auszutauschen, bestehende Kontakte zu pflegen oder neue aufzubauen. Nicht zuletzt Neulinge nutzten diese Möglichkeit. Sie machten rund ein Drittel der Tagungsteilnehmer aus ‒ für die Fachtagung Dienstleistungs­management „eine schöne Erneuerung“, wie der Leiter der AG Fachtagung Dienstleistungs­management, Harald Thiel, zum Abschluss der Tagung in Mosbach feststellte.

Viele Teilnehmende werden sich im kommenden Jahr vom 25. bis 27. September 2017 in Österreich wiedersehen. Dann wird das Evangelische Diakoniewerk in Gallneukirchen Gastgeber der BeB-Fachtagung Dienstleistungs­management sein.

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