... stark für Menschen

Themen, so bunt wie das Leben

Premiere in der Stiftskirche: (von links) Tanja Schmidt, Gaby-Eisner Just, Nicole Baluci, Luisa Carlino und Daniel Will bei der Lesung des „jo!-Magazins“.

Mosbach. Eine besondere Lesung an einem besonderen Ort: Texte aus dem „jo!-Magazin“ von Menschen mit Behinderung aus der Johannes-Diakonie präsentierten die Autorinnen und Autoren im Altarraum der Mosbacher Stiftskirche. Und das bei einer „Weltpremiere“, wie Moderator Michael Walter einführte. Denn erstmals hatte das seit 2014 bestehende Redaktionsteam zu einer Lesung vor Publikum geladen. Eine eindrucksvolle Premiere mit bunten Themen aus dem Leben, die das Publikum sichtbar berührte.

Eigebettet war die Veranstaltung in das Begleitprogramm der Foto-Ausstellung „Die Kunst der Nächstenliebe“, die noch bis zum 13. Oktober in der Stiftskirche zu sehen ist. „Meinungsstarke Texte treffen heute Abend auf ausdrucksstarke Bilder“, so formulierte es Michael Walter. Er durfte acht Autorinnen und Autoren auf dem Podium begrüßen, weitere Redaktionsmitglieder verfolgten die Lesung im Publikum. Johanna Quattlender, Sven Arndt, Petrit Hasanaj, Tanja Schmidt, Nicole Baluci, Luisa Carlino, Daniel Will und Redaktionsleiterin Gaby Eisner-Just nahmen die Gäste mit auf eine Reise durch elf Ausgaben des Magazins sowie verschiedene Themenwelten.

Gleich zu Beginn lasen Sven Arndt, Petrit Hasanaj und Tanja Schmidt ihre emotionalen Texte über die schwere Zeit während der Corona-Pandemie. Eine Zeit, die aber auch Chancen für neue Aktivitäten bereithielt. Intensiv hatte sich das Redaktionsteam darüber hinaus mit dem Thema „Heimat“ auseinandergesetzt. So stehe die Heimat Deutschland für „gutes Bier“ (Petrit Hasanaj), „mehr Humor, als uns nachgesagt wird“ (Luisa Carlino) und „Solidarität und Humanität“ (Nicole Baluci). Als Gastleser berichtete Michael Lofink, Gründungsmitglied des Magazins und heute als Sportler und Sportfunktionär bei Special Olympics aktiv, über eine einst durchgeführte inklusive Stadtführung in seiner Heimatstadt Mosbach sowie die Initiative der Redaktion zur Einrichtung des „jo!-Zebrastreifens“ in der Mosbacher Eisenbahnstraße, unterstützt durch den damaligen Oberbürgermeister Michael Jann.

Berührend offene Einblicke gaben die Texte der Autorinnen und Autoren beim Themenfeld „Inklusion“. Eigene negative Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Behinderung standen hier neben den Chancen, die eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen für die Gesellschaft bietet. Hier stellte auch Johannes-Diakonie-Vorstand Jörg Huber als weiterer Gastleser einen Text zum Thema „Inklusive Bildung“ vor. Er war es auch, der das jo!-Magazin als wichtiges Organ und Sprachrohr für Menschen aus der Johannes-Diakonie einordnete. „Wenn eine neue Ausgabe erscheint, lege ich alles beiseite und fange an zu lesen“, so Huber.

Deutlich wurde bei der Lesung die Vielfalt der textlichen Darstellungsformen, zwischen denen die Autorinnen und Autoren mit spielender Leichtigkeit wechseln. Berichte, Interviews und Kommentare sind ebenso im Repertoire wie eindrucksvolle Gedichte und Rezensionen. Alle bringen bei der Entstehung der Texte ihre Stärken ein. Durch die Assistenz von Redaktionsleiterin Gaby Eisner-Just ist es dabei unerheblich, ob der einzelne schreiben könne oder nicht

Die Veranstaltung schlug einen Bogen zu den Fotos der Bilder-Ausstellung und deren Spiegelungen von Emotionen an die jeweiligen Betrachterinnen und Betrachter. Für das Publikum wurde klar, dass die Themen in einem jo!-Magazin nicht anders sind als in anderen Medien, dass Emotionen nicht mit dem Stempel „behindert“ oder „nicht-behindert“ einhergehen. Oder wie es in einem der Texte zu lesen war: Die Welt „ist unser gemeinsames Haus!“. Letztlich war die Lesung also eine gelungene Premiere – Fortsetzung nicht ausgeschlossen.

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