... stark für Menschen

So selbstständig wie möglich

„Aufstieg 1a“ – hier weiß Daniela Stürmer ihren Bruder Vincent zu Hause und im Alltag gut begleitet.

Mannheim. Diese Sorgen kennen viele Angehörige und Betreuer von Menschen mit Behinderung: Kann ich mich genug um den mir anvertrauten Menschen kümmern? Kann er seinen Alltag wirklich alleine meistern? Habe ich bei allen Betreuungsaufgaben noch genug Zeit für mich? Gerade wenn es um Menschen mit nur leichten Beeinträchtigungen geht, fällt es schwer, die richtige Form der Unterstützung zu finden. Eine Rundum-Versorgung in einem gemeinschaftlichen Wohnangebot ist oft nicht nötig. Fähigkeiten und Freiheiten sind da und wollen gelebt und gefördert werden. Aber ganz alleine geht es eben auch nicht.

Daniela Stürmer kennt diese Situation bestens. Sie ist Betreuerin ihres Bruders Vincent. Mit seinem Alltag war er oft überfordert. In seiner kleinen Wohnung in Schwetzingen „hat er oft die Nacht zum Tag gemacht“, berichtet sie im Gespräch. Morgens fehlte er am Arbeitsplatz in den Werkstätten der Lebenshilfe in Oftersheim häufig unentschuldigt. Dann erreichten sie Anrufe. Sie musste zu ihm fahren, nachsehen, ihn zur Werkstatt bringen. Vincent, der neben ihr sitzt, nickt bestätigend. Er erinnert sich an die Probleme. „Ich komme morgens einfach nicht in die Gänge“, erklärt er und seufzt ein wenig. Auch mit der Wohnung ging es bergab. Sauberkeit und Ordnung litten.

Von der Werkstatt kam der Tipp, es bei der Johannes-Diakonie in Mannheim zu versuchen. Diese bietet an drei Standorten im Stadtgebiet das sogenannte Intensiv Ambulant Betreute Wohnen an. Das Konzept sieht vor, dass dort Menschen mit Behinderung so eigenständig wie möglich leben. Aber wo Unterstützung nötig ist, stehen ihnen Mitarbeitende der Johannes-Diakonie zur Seite. „Bei uns geht es kleiner und familiärer zu. Die Menschen sollen selbstständiger und eigenverantwortlicher ihr Leben gestalten können als in großen gemeinschaftlichen Wohnformen der Behindertenhilfe“, erklärt Karin Maidhof vom Sozialdienst der Johannes-Diakonie am Standort Mannheim. Sie ist für die Belegung des Intensiv Ambulant Betreuten Wohnens zuständig.

„Wir versuchen, unseren Bewohnerinnen und Bewohnern einen möglichst selbstbestimmten Alltag zu ermöglichen“, so beschreibt Maidhof das Konzept. Alleine mit Bus und Bahn unterwegs sein oder einkaufen gehen, ist für viele der Klienten eine Selbstverständlichkeit. Bei alldem gibt es aber eine feste Struktur in den Häusern, die von Johannes-Diakonie-Mitarbeitenden und Bewohnerschaft mit Leben gefüllt wird: zusammen essen und gemeinsam den Haushalt führen, all dies gehört dazu. Darüber hinaus werden gemeinsame Freizeitaktivitäten angeboten.

Seit einigen Wochen lebt Vincent Stürmer nun im Haus „Aufstieg 1a“, in dem Mitarbeitende der Johannes-Diakonie den Bewohnern im Alltag zur Seite stehen. Der Weg in die Werkstatt sei zwar weiter geworden, dennoch fällt Vincent Stürmers Bilanz nach den ersten Tagen positiv aus. Mit den Mitbewohnern habe er schnell Bekanntschaft geschlossen, für Radtouren zum nahen Käfertaler Wald möchte er sich vielleicht ein Fahrrad zulegen. Und auch Daniela Stürmer freut sich, dass der Einstieg in den „Aufstieg“ gelungen ist. „Ich finde es toll, dass es hier Menschen gibt, die meinen Bruder im Alltag begleiten“, sagt sie. „Für mich als Angehörige ist das eine große Entlastung.“

Weitere Informationen unter: www.johannes-diakonie.de/ambulant-wohnen-mannheim 

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