... stark für Menschen

Mit E-Learning zum Schulabschluss

„Online“-Lehrerin Petra Weiser half Joelina beim Schulabschluss.

Mosbach. Für Joelina war E-Learning nicht nur Ersatz-Unterricht, sondern der Weg zum Schulabschluss. Während im Sommer die Schulen nach der ersten Corona-Pause wieder in den Präsenzbetrieb starteten, nutzte die Jugendliche als eine der ersten Teilnehmenden ein spezielles E-Learning-Format des Berufsbildungswerks (BBW) Mosbach-Heidelberg. „Online Lernen Weltweit“ heißt das neue BBW-Angebot. Es richtet sich an junge Menschen, die Leistungen der Jugendhilfe oder der Eingliederungshilfe beziehen und aus verschiedenen Gründen keine Schule besuchen können. Für Joelina war ein direkter Einstieg in den Schulalltag nach ihrem Umzug ins BBW-Wohnangebot „Junique“ nicht möglich. Stattdessen bekam sie individuellen Unterricht von BBW-Lehrkräften via virtuellem Klassenzimmer, bis sie ihren Hauptschulabschluss in der Tasche hatte. „Ohne diese Hilfe hätte ich die Prüfungen nicht bestanden“, erzählt Joelina. Vor allem in ihrem Angstfach Mathe half ihr der Web-basierte Unterricht. „Mich hat sehr motiviert, dass meine Lehrer vom BBW an mich geglaubt haben und ich nicht unter Druck gesetzt wurde.“ 

Die Gründe, warum ein Schulbesuch nicht möglich ist, können unterschiedlich sein, berichtet BBW-Leiter Manfred Weiser. Sei es, dass Jugendliche an psychischen Erkrankungen leiden, an besonderen Maßnahmen der Jugendhilfe teilnehmen oder aus anderen Gründen keine Schule aufsuchen können. „In diesen Fällen wollen wir mit einem digitalen Lernangebot dazu beitragen, Bildungsabbrüche zu vermeiden“, erklärt Weiser. Teilnehmen können Kinder und Jugendliche vom Schuleintritt bis hin zu Abschlussjahrgängen und zwar unabhängig von der Schulform. Um beim E-Learning-Angebot dabei zu sein, müssen die Jugendlichen keine Ausbildung oder ein anderes BBW-Angebot nutzen. Das E-Learning-Format kann eingesetzt werden, um den Übergang zum Schulbesuch zu gestalten oder einen anerkannten Schulabschluss zu erreichen.

BBW-Abteilungsleiter Thorsten Ringwald organisiert den digitalen Unterricht, der unter anderem auch für Jugendliche in erlebnispädagogischen Maßnahmen im Ausland möglich ist. „Das einzige, was die Teilnehmer benötigen, ist ein Internetanschluss“, erklärt der Lehrer, der vom virtuellen Klassenzimmer bis hin zum hybrid gehaltenen Unterricht bereits verschiedene Formate am BBW umgesetzt hat. Bei „Online Schule Weltweit“ kommt ein Mix von digitalen Kanälen zum Einsatz, ähnlich wie beim Homeschooling während der Corona-Pandemie. Doch stärker als im Regelschulangebot wird auf das jeweilige Bedürfnis geachtet. Für jeden Teilnehmer ist eine speziell geschulte Lehrkraft zuständig. „So ist eine persönliche Ansprache auch über digitale Kanäle sichergestellt“, betont Ringwald.

Für Joelinas „Online-Lehrerin“ Petra Weiser, eine ausgebildete Sonderpädagogin, war der virtuelle Unterricht zwar ungewohnt, aber: „Joelina und ich haben uns langsam an das neue Format herangetastet“, berichtet sie. „Und nach einigen Sitzungen lief es immer besser.“ Geholfen habe auch die Unterstützung der Mitarbeiter im Wohnangebot, die Joelina bei Hausaufgaben zur Seite standen und sie weiterhin auf dem Weg ins Berufsleben begleiten. Inzwischen absolviert die junge Frau am BBW eine berufsorientierende Maßnahme. „Ich könnte mir eine Ausbildung zur Friseurin vorstellen“, erzählt sie. „Aber vielleicht wird es auch etwas ganz anderes.“ Denn dank ihres Abschlusses stehen ihr nun viele Möglichkeiten offen.

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