... stark für Menschen

„Inklusion geht jeden an“

Zahlreiche Gäste nahmen an der Vernissage der Fotoausstellung „Die Kunst der Nächstenliebe“ in der Mosbacher Stiftskirche teil.
Singkreis und Orffgruppe der Johannes-Diakonie sorgten für stimmungsvolle Musik.
Dr. Ursula Röper führte als Ideengeberin zur Ausstellung in diese ein.
Pfarrer Richard Lallathin im Gespräch mit dem Fotografen Dietmar Riemann.

Mosbach. Besondere Bilder an einem besonderen Ort, das bietet die Ausstellung „Die Kunst der Nächstenliebe“ aktuell in der Mosbacher Stiftskirche. Präsentiert werden dabei über 40 Schwarz-Weiß-Portraits von Menschen mit Behinderung, die in den vergangenen Jahrzehnten in Einrichtungen in Ost- und Westdeutschland entstanden sind – und das zwischen den mächtigen Säulen im Seitenschiff der Simultankirche in der Mosbacher Innenstadt.

Bei der gut besuchten Ausstellungseröffnung sorgten gleich zu Beginn Singkreis und Orffgruppe der Johannes-Diakonie unter der Leitung von Peter Bechtold engagiert und stimmungsvoll für einen gelungenen Auftakt. „Kann es einen schwungvolleren Einstieg geben?“, kommentierte daher auch Jörg Huber, Vorstand des Veranstalters Johannes-Diakonie, die passende Eröffnung und kündigte weitere stimmungsvolle Stücke der Musikerinnen und Musiker an. Bei seiner Begrüßung machte er sogleich deutlich, was Betrachterinnen und Betrachtern in den kommenden Wochen erleben können: „Wir sehen in der Ausstellung vor allem Menschen wie du und ich.“ Unter diesen Menschen seien auch Menschen aus der Johannes-Diakonie. Fotografiert in Zeiten, als diese noch eine „Anstalt“ gewesen sei. Das machte Verwaltungsratsvorsitzender Michael Jann in einer kurzen Vorstellung des heutigen sozialen Dienstleistungsunternehmens mit inzwischen über 30 Standorten in Baden-Württemberg deutlich.

Kuratorin Dr. Ursula Röper als Ideengeberin der Wanderausstellung erläuterte anschließend die Intention der Ausstellung. „Die Bilder sollen zum Verständnis für die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen in unserer Gesellschaft beitragen.“ Im Mittelpunkt stünden menschliche Emotionen wie Unsicherheit, Frohsinn, Konzentration, Selbstbewusstsein, Trauer, Angst. Gefühle, die jeder und jede zu allen Zeiten kannte und kennt. „Auch wenn die Aufnahmen bereits vor mehreren Jahrzehnten entstanden sind, handelt es nicht um eine historische Ausstellung.“ Die Fotos von unterschiedlichen Fotografen machten insbesondere eines deutlich: „Inklusion ist ein persönliches Thema, das jeden angeht“, so Röper.

Einer der Fotografen der Bilder in Ausstellung ist Dietmar Riemann. In Sachsen geboren, lebt er inzwischen seit über 30 Jahren in Mosbach. Die Fotos, die nun Teil der Wanderausstellung sind, entstanden seinerzeit in der DDR als Teil seiner Diplomarbeit an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Die Bilder erschienen im Bildband „Was für eine Insel in was für einem Meer“, wurden dann aber mit einem Ausstellungsverbot belegt. All das erzählte Riemann während der Vernissage im Gespräch mit Pfarrer Richard Lallathin. „Wir haben erst im Rahmen der Vorbereitungen zur Ausstellung realisiert, dass wir mit Dietmar Riemann einen der Fotografen hier vor Ort haben“, freute sich Lallathin über seinen Gesprächspartner.

Ergänzt wird die Fotoausstellung durch bewegte Bilder, in denen Menschen aus der Johannes-Diakonie eindrucksvoll offen über ihr Leben berichten. Sie erzählen, wie sie leben und arbeiten, was sie vermissen oder wie sie ihre Freizeit verbringen. Und auch hier wird dem Betrachter ein Spiegel vorgehalten, Attribute wie „behindert“ oder „nicht-behindert“ sind irrelevant. Oder wie es als Zitat auf einer der Erklärtafeln zur Ausstellung zu lesen ist: „Behindert sind doch alle, nur bei uns haben sie es gemerkt“.

Info: Mehr zum Begleitprogramm der Ausstellung gibt es HIER.

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