... stark für Menschen

„Ich kann kaum erwarten, dass es losgeht“

Für Patrizia Spaulding (rechts) stehen ab dem 17. Juni die ersten Weltspiele von Special Olympics auf dem Programm. Claudia Geiger, Sportkoordinatorin der Johannes-Diakonie, wird als Wettkampf-Verantwortliche für den Radsport in Berlin vor Ort sein.
Patrizia Spaulding (rechts, neben ihr Teamkameradin Elke Jäger), wird in Berlin unter anderem über die 1500-Meter-Schwimmstrecke im Freiwasser an den Start gehen.

Mosbach. In wenigen Tagen starten die Weltspiele von Special Olympics in Berlin. Zum ersten Mal findet dieses internationale Sportfest für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung vom 17. bis 25. Juni in Deutschland statt. Fünf Athletinnen und Athleten der Johannes-Diakonie sind Teil der sportlichen Delegation, die Deutschland bei diesen Weltspielen vertreten wird. Die Mosbacherin Patrizia Spaulding ist eine davon. Die Schwimmerin wird in Berlin über 1500 Meter im Freiwasser sowie über 800 Meter im Becken und in der 4x50 Meter-Lagen-Staffel an den Start gehen. Kurz vor ihrer Abreise stand die 30-Jährige zusammen mit ihrer Trainerin Claudia Geiger, gleichzeitig Sportkoordinatorin der Johannes-Diakonie, Rede und Antwort über ihre Erwartungen sowie über die Chancen für Menschen mit geistiger Behinderung, Sport in einem Verein betreiben zu können.

Frau Spaulding, der Countdown für die Weltspiele läuft. Wie groß ist ihre Vorfreude?
Patrizia Spaulding: Ich kann kaum erwarten, dass es losgeht. Am liebsten gleich morgen. Für mich ist es ja das erste Mal, dass ich bei Weltspielen starten kann. Endlich hat es geklappt.

Mit welchen Erwartungen reisen Sie nach Berlin?
Patrizia Spaulding: Ich will alles geben und natürlich auch gewinnen. Wie jede Sportlerin. Und ich will zeigen, was Menschen mit Behinderung alles leisten können. Das sollen alle Leute sehen.

Sie haben ja bereits viele Schwimm-Wettkämpfe bestritten, wenn auch noch nicht so viele im Freiwasser. War die Vorbereitung auf die Weltspiele anders als vor anderen Wettkämpfen?
Patrizia Spaulding: Auf jeden Fall. Normalerweise trainieren wir von der Johannes-Diakonie aus einmal pro Woche im Eberbacher Schwimmbad, zusätzlich noch im Kraft-Werk Schwarzach. Vor den Weltspielen kamen noch mehrere Lehrgänge mit dem Schwimmteam von Special Olympics dazu. Das war hart. Da hatten wir gleich mehrere Trainingseinheiten am Tag, auch im Freiwasser. Ich habe ja erst letztes Jahr bei den nationalen Spielen mein erstes Freiwasser-Rennen bestritten.

Und gleich gewonnen…
Patrizia Spaulding (lacht): Genau!

Frau Geiger, Wettkämpfe von Special Olympics werden von vielen Menschen ohne Behinderung oft noch belächelt. Wie schätzen Sie die sportliche Leistung der Athletinnen und Athleten ein?
Claudia Geiger: Man kann diese nicht hoch genug einschätzen. Was die Sportlerinnen und Sportler leisten, wie konzentriert sie sich auf diese Höhepunkte vorbereiten, davor kann man nur den Hut ziehen. Patrizia und ihre Teamkollegin Elke Jäger gehören zu den besten Freiwasserschwimmerinnen Deutschlands, sind mit vielen Sportlerinnen ohne Behinderung absolut auf Augenhöhe. Auch unsere Radsportler und die Kraftdreikämpfer leisten Außergewöhnliches und messen sich immer wieder mit Athletinnen und Athleten ohne Behinderung.

Die Weltspiele wollen auch auf das Thema „Inklusion im Sport“ aufmerksam machen. Wie ist Ihrer Meinung nach hier die Situation?
Claudia Geiger: Ausbaufähig. Es gibt sicherlich auch in unserer Region positive Beispiele für Vereine, die inklusive Angebote machen. Vereine wie das Kraft-Werk Schwarzach, der TV Mosbach, bei dem einige unserer Radsportler Mitglieder sind, und einige andere. Auch haben wir im Rahmen unseres Projekts „Teilhabe durch Sport“ bereits mehrere vielversprechende Gespräche geführt, die erste Kooperation mit dem TTV Nüstenbach konnte abgeschlossen werden. Insgesamt aber treiben viel zu wenige Menschen mit Behinderung Sport im Verein.

Woran liegt das?
Claudia Geiger: Zunächst braucht es die Offenheit eines Vereins, inklusive Angebote zu machen. Hier sind oft noch Barrieren in den Köpfen, hier gibt es viele Bedenken. Menschen mit Behinderung selbst brauchen meist zumindest am Anfang eine zusätzliche Begleitung. Diese ist von den assistierenden Personen im Wohnumfeld oft nicht zu stemmen, auch der Verein kann das meist nicht gewährleisten. Dann gibt es häufig ein Transportproblem. Wie kommen die Menschen zum Training und wieder nach Hause? Gerade im ländlichen Raum ist das ein großes Thema.

Frau Spaulding, würden Sie gerne Sportangebote im Verein gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung nutzen?
Patrizia Spaulding: Ja, ich würde schon gerne noch mehr Sport machen, neben dem Schwimmen. Ich habe auch schon einmal versucht, am Leichtathletik-Training teilzunehmen. Aber dort alleine hinzugehen, habe ich nicht geschafft, das habe ich mich nicht getraut. Ich kannte dort niemanden und war zu unsicher.

Sicher ist jedenfalls, dass am kommenden Wochenende die Weltspiele beginnen. Wann steht für Sie der erste Wettkampf auf dem Programm?
Patrizia Spaulding: Am Sonntag geht es mit den 1500 Metern im Freiwasser los. Dann stehen zunächst die Klassifizierungsläufe an, die Finals finden am Montag statt.

Zurück