... stark für Menschen

„Hier arbeiten hochqualifizierte Profis“

Harald Ernst, Pflegedienstleiter des Wohn-Pflegeheims „Neckarburkener Str. 66“ in Mosbach

Harald Ernst ist gelernter Altenpfleger, hat sich in der Altenhilfe auch zum Pflegedienstleiter weiterqualifiziert. Heute übt er diese Funktion im Wohn-Pflegeheim „Neckarburkener Str. 66“ der Johannes-Diakonie in Mosbach aus. Im Gespräch äußert er sich zur Situation der Pflegeberufe, zum Unterschied zwischen seiner früheren Tätigkeit in der Alten- und heute in der Behindertenhilfe sowie zur Bedeutung einer guten Arbeitsatmosphäre zur Gewinnung von Mitarbeitenden.

Herr Ernst, wie beurteilen Sie das Bild von Pflegeberufen in der Öffentlichkeit?
Leider viel zu negativ. Es wird oft das Bild von extrem fordernden, ja überfordernden Berufen gezeichnet, die auch noch schlecht bezahlt werden und in denen nur Menschen arbeiten, die sich mit viel Idealismus für andere „aufopfern“.

Ist das so?
Nein, selbstverständlich nicht. Zumindest nicht so verkürzt. Zunächst einmal ist die Bezahlung definitiv nicht „schlecht“, zumindest nicht in Einrichtungen, die wie die Johannes-Diakonie nach Tarif bezahlen. Die Ausbildungsvergütungen zählen sogar zu den höchsten überhaupt. Dann arbeiten hier Personen, die einerseits mit Herz für andere Menschen da sein wollen, die aber vor allem hochqualifizierte Profis sind. Ich würde mir wünschen, dass gerade diese Professionalität in der Darstellung der Branche in den Vordergrund rückt. Egal, ob wir über die Fachkraft für Pflege oder den Heilerziehungspfleger sprechen. Natürlich ist der Job fordernd, keine Frage. Natürlich sind ab und zu Arbeitszeiten anders als bei anderen. Aber auch hier gibt es inzwischen Arbeitszeitmodelle, die auf die Bedürfnisse eines einzelnen Rücksicht nehmen.

Sicherlich sorgt das Bild in der Öffentlichkeit dafür, dass es einen großen Mangel an Pflegefachkräften gibt. Aber nicht nur, oder
Mitarbeitende in der Pflege haben den Beruf gewählt, weil sie Menschen im Alltag begleiten und unterstützen wollen. Kurz: Für sie da sein wollen. Diese Begleitung beschränkt sich heute in vielen Einrichtungen insbesondere im Krankenhaus oder in der Altenpflege aus Zeitgründen oft auf Tätigkeiten in der reinen Basisversorgung. Zeit für den Menschen selbst bleibt häufig kaum. Das ist oft ein Problem, dadurch steigen viele Menschen wieder aus dem Beruf aus. Auch mir wurde während meiner Ausbildung in erster Linie das „Satt-und-sauber- Prinzip“ gelehrt. Ein Prinzip, das weder den Pflegekräften noch den Pflegebedürftigen gerecht wird. Schlussendlich fehlt es an individueller Zeit, die mit und am Menschen erbracht wird.

Sie sind heute Pflegedienstleiter in einem Fachpflegeheim in der Behindertenhilfe. Was ist hier anders?
In den Fachpflege- oder Wohn-Pflegeheimen können wir uns intensiver um die Menschen kümmern, sie tatsächlich in ihrem Alltag begleiten. Das ist spezifisch in der Behindertenhilfe. Durch die zusätzliche Finanzierung über die Pflegeversicherung haben wir hier personell andere, bessere Möglichkeiten. Auch durch die integrierten Tagesstätten und Arbeitszeitmodelle, die eine Begleitung während des Tages ermöglichen, bleibt mehr Zeit für den Menschen. Vorausgesetzt, es gibt nicht allzu viele unbesetzte Stellen…

Wie ist die personelle Situation in Ihrem Haus?
Tatsächlich ganz gut, auch wenn uns die Bewerber*innen nicht „die Bude einrennen“. Aber wir haben ein gefestigtes Team, einen sehr guten Zusammenhalt, einfach eine tolle Arbeitsatmosphäre.

Wie kommt das?
Auch wenn es uns nicht immer gelingt und wir als Leitungsteam hin und wieder an unsere Grenzen stoßen, sind wir bestrebt, einen wertschätzenden Umgang untereinander zu pflegen. Ich glaube, die Arbeitsatmosphäre ist hier ein ganz entscheidender Faktor. Wir wollen uns auf Augenhöhe begegnen, wir planen gemeinsame Unternehmungen in der Freizeit, streben innovative Arbeitszeitmodelle jenseits der starren Schichten an. In den Teams werden auch besondere Unternehmungen mit und für unsere Klientinnen und Klienten durchgeführt. Hier geht man mal mit einer kleinen Gruppe und einer 1:1-Betreuung ins Fußballstadion oder abends ins Erlebnisbad. Das sind für alle Beteiligten besondere Erlebnisse, die nachwirken. Die anderen im Team fangen das auf, tragen das zum Wohle der Menschen mit. Auch die Leitungen übernehmen dann entsprechende Dienste. Hier ziehen alle an einem Strang, auch wenn es natürlich manchmal anstrengend ist.

Dennoch gibt es auch in Ihrem Hause personelle Fluktuation. Wie fangen sie dies auf?
Das gelingt uns aktuell recht gut – insbesondere durch die Mitarbeitenden, die sich stark mit ihrem Arbeitsplatz identifizieren. In den vergangenen Jahren hatten wir 35 Neueinstellungen. 30 davon kamen über persönliche Kontakte und Empfehlungen unserer Kolleginnen und Kollegen im Haus zustande. Darauf sind wir sehr stolz.

Zurück