... stark für Menschen

Gewaltschutz ist und bleibt bedeutsam

Projektstart mit Vertreter*innen von DHBW, Stiftung St. Franziskus und Johannes-Diakonie: (von links) Meike Salerno, Henrik Fraunholz, Julia Huber, Anja Teubert, Jörg Huber, Lea Reichert, Volker Schmid, Angela Schwager, Simone Fader, Elke  Hoheisel.

Mosbach. „Menschen mit Behinderungen stellen eine gesellschaftliche Gruppe dar, die einem besonders hohen Risiko ausgesetzt ist, Gewalt in verschiedenen Lebensbereichen zu erfahren. Gleichzeitig befinden sie sich im Hinblick auf den Schutz vor Gewalt, vor allem, wenn sie in Einrichtungen leben und arbeiten, strukturell und rechtlich in einer besonders schwierigen Lage…“ So beginnt die Zusammenfassung einer Forschungsstudie zu Gewaltschutzstrukturen für Menschen mit Behinderungen in Deutschland, die vom Institut für empirische Soziologie 2020/21 durchgeführt wurde.

In der Johannes-Diakonie wurde 2012 der Abschlussbericht einer vom Vorstand in Auftrag gegebenen Studie des Sozialwissenschaftlichen Frauenforschungsinstituts an der Evangelischen Hochschule Freiburg, vorgelegt. Titel: „Historische Aufarbeitung: Der Alltag in den 1950er und 1960er Jahren in der Johannes-Diakonie und das Vorkommen von Gewalt“. Die Studie hat erschreckende Praktiken von Gewalt, entwürdigendem und grenzverletzendem Verhalten gegenüber Menschen mit Behinderung in dieser Zeit offenbart. Daraufhin wurden in der Johannes-Diakonie Strukturen geschaffen, die ein grenzverletzendes Verhalten verhindern sollten.

Nun rückt der Gewaltschutz für Menschen in institutioneller Begleitung erneut in den Vordergrund. Er ist und bleibt für die Johannes-Diakonie bedeutsam. Durch die UN-Behindertenrechtskonvention und einen Paradigmenwechsel in Bezug auf den Blick von Menschen mit Behinderung hat sich vieles verändert, auch die Formen von grenzverletzendem Verhalten im Gesamten gesehen sind andere.

Seit September 2021 beteiligt sich die Johannes-Diakonie mit der Stiftung St. Franziskus am Forschungsprojekt der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) mit dem Titel „Nachhaltige Verankerung von institutionellen Schutzkonzepten zur Prävention sexualisierter Gewalt in pädagogischen Kontexten“. Unter Leitung von Prof. Dr. Anja Teubert wird bis 2024 untersucht, wie Schutzkonzepte gegen (sexualisierte) Gewalt nachhaltig in der Unternehmenskultur verankert werden können.


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In einem ersten Schritt wurde eine Schutz- und Risikoanalyse durchgeführt, an der sich rund zehn Führungskräfte aus der Johannes-Diakonie beteiligt haben. Es ging darum zu erfahren, wie sie den Schutz vor (sexualisierter) Gewalt im Unternehmen wahrnehmen und was aus ihrer Perspektive notwendig ist, um diesen sicherzustellen. Aus den Ergebnissen konnten mit der Steuerungsgruppe Maßnahmen abgeleitet werden, welche in den kommenden zwei Jahren praktisch erprobt und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit erforscht werden: Workshops zur Visionsentwicklung und zur professionellen Intervention, die (Weiter-)Entwicklung von Instrumenten zur internen Risikoanalyse und die Erarbeitung eines fallbezogenen Aufarbeitungsverfahrens. Für die Erarbeitung eines Rahmenschutzkonzepts werden Fachteams einberufen, die sich den Themen „Grenzachtung und Schutz vor (sexualisierter) Gewalt“, „Partizipation und Personenzentrierung“, sowie „Trauma“ widmen.

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