... stark für Menschen

Es braucht nicht immer Worte

Digitale Technik bringt einen Schub in die Unterstützte Kommunikation. Tablets mit Bildsymbolen und Sprachausgabe erleichtern die Verständigung im Alltag.
Das Beratungsteam „Unterstützte Kommunikation für Erwachsene“: Florian Kern, Dorothea Rieth, Katharina Fraede (v. l.)

Schwarzach. Sich mitzuteilen, kann so einfach sein. Eine Geste für „Ich habe Hunger“, ein Klopfen für „Ich brauche Hilfe“, ein Lächeln für „Mir geht es gut“. So simpel diese Signale auch sind: Für manche Menschen ist es nicht selbstverständlich, sie auszusenden. Sei es, dass diese Personen an den Folgen eines Schlaganfalls leiden, eine demenzielle Erkrankung oder eine kognitive Beeinträchtigung haben. Hilfe kommt nun von der neu geschaffenen Beratungsstelle „Unterstützte Kommunikation für Erwachsene“. Drei Mitarbeitende unterstützen Menschen ab 18 Jahren, die nicht oder kaum mit Worten kommunizieren können. Außerdem bieten sie Schulungen etwa für Fach- oder Nachwuchskräfte in der Behindertenhilfe an. Die Beratungsstelle hat ihr Büro im Haus „Am Sonnenrain 1a“ am Standort Schwarzach der Johannes-Diakonie. Dank einer Aktion-Mensch-Förderung kann das Team seine Dienste für Klienten und Klientinnen kostenlos und mit dem Fahrzeug der Beratungsstelle auch bei Hausbesuchen erbringen. Der Einzugsbereich reicht dabei bis über die Grenzen des Neckar-Odenwald-Kreises hinaus. 

Katharina Fraede leitet das Team der Beratungsstelle. Sie ist seit langem in der Begleitung von Menschen mit Behinderungen aktiv. Ihre Abschlussarbeit in Pflegewissenschaften hat sie zur Unterstützten Kommunikation verfasst und einen Lehrgang zu dem Thema absolviert. Ihre bisherigen Erfahrungen fasst sie so zusammen: „Der Eindruck, dass Kommunikation mit beeinträchtigten Menschen nicht möglich ist, täuscht häufig.“ Oft gehe es nur darum, die richtigen Wege für Kommunikation zu öffnen. 

Die Gründe, weshalb Kommunikation erschwert ist, sind vielfältig: Manche betroffenen Personen können seit Geburt nicht oder kaum mit Worten kommunizieren. Andere haben es durch Demenz oder eine andere erworbene Behinderung verlernt. Egal, woher die Beeinträchtigung herrührt: „Unseren Klienten und Klientinnen helfen wir dabei, mit anderen Personen in Kontakt zu treten“, erklärt Katharina Fraede. Dafür sieht sie sich genau die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Menschen an, die sie berät. Denn Kommunikation kann auf vielen Wegen stattfinden. Es braucht nicht immer Worte. Gestik, Mimik oder Gebärden können ebenso genutzt werden wie Hilfsmittel. Dazu zählen Tafeln und Bilder, zunehmend aber auch digitale Technik wie Tablets und Apps.

Doch am Anfang steht häufig Basisarbeit. „Viele wissen gar nicht, dass sie mit anderen Menschen in Kontakt treten können“, erzählt Katharina Fraede. „Das müssen wir ihnen erst deutlich machen.“ Die Beratung beginnt daher in der Regel mit einem Erstgespräch, an dem oft auch Bezugspersonen beteiligt sein müssen. Nach der Diagnostik werden gemeinsam therapeutische Möglichkeiten besprochen. Die Beratungsstelle unterstützt bei der Beantragung von Finanzierung und der Vermittlung von Hilfsmitteln, die meistens über ein Rezept des Hausarztes bezogen und von der Krankenkasse bezahlt werden. 

Stützt sich die Kommunikation auf technische Hilfsmittel, vereinbaren Fraede und ihr Team einen Termin zur Einführung. „Wichtig ist auch hier, dass Bezugspersonen eingebunden sind und mitgeschult werden“, erklärt die Expertin. „Denn sie müssen im Zusammenspiel mit den von ihnen betreuten Personen die Technik nutzen.“ Zum Einsatz kommen zum Beispiel Tablet-gestützte Hilfen mit speziellen Kommunikationsprogrammen oder Apps, teilweise werden diese von den Nutzern und Nutzerinnen selbst mit Vokabular bestückt. Gemeinsam wird überlegt, wo das Gerät im Alltag eingesetzt werden kann. Die weitere Nutzung wird von der Beratungsstelle begleitet.

In 15 Fällen haben Fraede und ihr Team bereits bei Kommunikationsproblemen helfen können. „Es sind oft kleine Fortschritte, die für die betroffene Person aber einen großen Sprung bedeuten“, berichtet die Leiterin. „Jemand, der vorher scheinbar teilnahmslos war, guckt einen plötzlich an.“ Auch einfache technische Hilfsmittel haben teils schnellen Erfolg. Da gibt es den dicken roten Knopf, der eine Sprachansage auslöst und mit dem Bewohner*innen eines Wohn-Pflegeheims ganz einfach einen guten Morgen wünschen können. Oder das Tablet, mit dem eine Person dank einer Sprachausgabe nun um eine Tasse Kaffee bitten kann. Kleine Beispiele, die aber zeigen: Kommunikation ist auf vielen Wegen möglich – und für manche Menschen ein großer Schritt zu mehr Teilhabe.

Kontakt und weitere Informationen:
Johannes-Diakonie
Beratungsstelle „Unterstützte Kommunikation für Erwachsene“
Telefon: 06262 221843
E-Mail: buk-e@johannes-diakonie.de

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