... stark für Menschen

„Erzähl mir (d)eine Geschichte!“

Mosbach/Neckarbischofsheim. Das Erzählen von Geschichten hat in allen Kulturen eine lange bedeutsame Tradition. Das Erzählen dient nicht nur der Weitergabe von Informationen. Der Wunsch des Erzählens entspringt dem grundlegenden Bedürfnis, sich anderen Menschen mitzuteilen, Kontakt aufzunehmen und am gemeinschaftlichen Leben teilzuhaben. Zum Erzählen gehört in gleicher Weise das Zuhören. Erst im Austausch von Erzählen und Zuhören wird Gemeinschaft gestiftet. So erhält das Erzählen Sinn und Bedeutung.

Geschichten, Märchen und Sagen sind auch Teil unserer Kultur und wenn wir sie erzählen, ermöglichen wir Teilhabe am kulturellen Erbe. Doch es scheint, als ginge das Geschichtenerzählen zunehmend verloren. Schätzen wir noch den Wert des Geschichtenerzählens als eine Basis für Begegnung und Gemeinschaft? Nehmen wir uns noch genügend Zeit zum Zuhören? Versuchen wir den Anderen in seinen Geschichten zu erkennen und wertzuschätzen? Und wie sieht es aus mit der Fähigkeit, selber Geschichten zu erzählen, Geschichten auszuschmücken, Inhalt und Form den Zuhörern anzupassen und auch Menschen mit Kommunikationsbeeinträchtigungen die Kultur der Geschichten zu eröffnen und die Teilnahme daran zu ermöglichen?

„Erzähl mir (d)eine Geschichte! - Erzählen, zuhören und verstehen als pädagogische Herausforderung" heißt denn auch der Titel der 17. Fachtagung der Fachschule für Sozialwesen der Johannes-Diakonie Mosbach, die am 8. und 9. Mai 2014 in der Mosbacher Johanneskirche stattfindet. Im Rahmen der Fachtagung soll die Bedeutung von Geschichten und der Lebensgeschichte herausgestellt werden. Außerdem soll sie sich den besonderen Herausforderungen wie auch den Chancen widmen, die sich in der Begleitung von Menschen mit Unterstützungsbedarf beim Erzählen, Zuhören und Verstehen ergeben können.

Dazu wurden renommierte und kompetente Referenten ganz unterschiedlicher Fachdisziplinen gewonnen:

  • So wird der Schriftsteller Peter Härtling das Eröffnungsreferat halten. Peter Härtling wurde für sein literarisches Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet (u.a. dem Deutschen Bücherpreis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis). In seinem Werk geht es u.a. um die Aufarbeitung der Geschichte und der eigenen Vergangenheit. In seinen Kinderbüchern behandelt er oft soziale Probleme. So geht es in „Das war der Hirbel (1973!)" um ein geistig behindertes Heimkind und die damit verbundene gesellschaftliche Ausgrenzung, „Oma" thematisiert das Altern und den Tod, „Theo haut ab" das Ausreißen von zu Hause und von den Eltern.

  • Dr. Dieter Fischer war lange Jahre am Lehrstuhl für Sonderpädagogik an der Universität Würzburg und als Dozent für Heilpädagogik an der FH Linz tätig. Vielen ist Dr. Dieter Fischer bekannt durch seine rege Vortrags- und Autorentätigkeit. Dabei begeistert und berührt Fischer immer wieder durch seine verbindliche Direktheit, die Fähigkeit „quer zu denken“ und seine intensive Anwaltschaft für Menschen in besonderen Lebenslagen. Im Rahmen unserer Fachtagung wird er in die Vielschichtigkeit des Themas aus pädagogischer Sicht einführen.
  • Daniela Chmelik, behandelte als Literaturwissenschaftlerin an der Universität Hamburg gerne prosaische Sonderlinge und poetische Verrücktheiten. Als Autorin freischaffend tätig leitet sie nun bei Barner 16, einem Kollektiv von Künstlern mit und ohne Handicaps, die Literaturwerkstatt „Story-Teller“. Außerdem arbeitet sie als redaktionelle Assistentin für den „Ohrenkuss", dem Kulturmagazin von Menschen mit Down-Syndrom und engagiert sich für die Demenz-Kampagne „Konfetti im Kopf". In ihrem Referat wird Frau Chmelik zusammen mit einem Autor des „Ohrenkuss“ über Literatur von Menschen mit Handicaps berichten.
  • Sabine Lutkat hat Erziehungswissenschaft, Germanistik und Psychologie studiert. Sie arbeitet freiberuflich in der Erwachsenenbildung zum Thema Märchen, als Märchenerzählerin und als Reiseleiterin in Irland. Seit 2012 ist sie Präsidentin der Europäischen Märchengesellschaft e.V. In ihrem Referat wird sie über die Bedeutung von Märchen und dem Märchenerzählen berichten und darüber, wie Märchen uns stärken können, das Leben zu wagen.
  • Prof. Dr. Christian Lindmeier von der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau, u.a. Mitherausgeber der Zeitschrift Erwachsenenbildung und Behinderung, hat sich in zahlreichen Publikationen dem Thema Erwachsenenbildung mit behinderten Menschen gewidmet. Sein Thema wird die „Biografiearbeit mit geistig behinderten Menschen“ sein. Das gleichnamige Buch von ihm ist inzwischen in 4. Auflage erschienen und gilt als ein wichtiges Grundlagen- und Praxiswerk.
  • Prof. Dr. Barbara Fornefeld lehrt an der Heilpädagogischen Fakultät der Universität Köln. Sie beschäftigt sich u.a. mit sonderpädagogischer Grundlagenforschung, der Lebensqualität und Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung und widmet sich dabei ganz besonders der Situation von Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen. Sie wird über das Projekt der Mehr-Sinn Geschichten berichten und zeigen, wie es gelingen kann, dass auch Menschen, die als schwerstbehindert gelten, teilhaben können an der Kultur des Geschichtenerzählens.

In weiteren Referaten und Workshops werden u.a. folgende Themen behandelt:

  • Der LEA-Leseclub: Gemeinsames Lesen und Erzählen als Möglichkeit zur kulturellen Teilhabe
  • Schreibwerkstätten: Kreative Schreibarbeit in der Praxis
  • Geschichten erzählen ohne Worte: Möglichkeiten für Menschen ohne verbale Kommunikation
  • Wie man Geschichten gut erzählt
  • Die passenden Geschichten finden
  • Vom Schweigen, Erzählen und Hören mit allen Sinnen und einer neuen Würde im Umgang mit Lebensgeschichten
  • Geschichten an den Personenkreis anpassen
  • Das richtige Zuhören

Anmeldung und Rückfragen:
Anja Trunk
Bereich Fort- u. Weiterbildung
Fachschule für Sozialwesen

Sprechzeiten: Mo. u. Mi. 8.30-15.30 Uhr, Di. 13.00-15.30 Uhr
Tel.: 07263/60 557 -14
Fax: 07263/60 557 -29
E-Mail: anja.trunk@johannes-diakonie.de

Info: Den Programmflyer zum Download gibt es HIER.

Zurück