... stark für Menschen

Eine Medaille soll es schon sein

Dieser Koffer geht sicher nicht als Handgepäck durch: Claudia Geier und Oskar Fink machen eines der Rennräder reisefertig. Im Hintergrund: Kraftdreikampf-Trainer Thomas Fraunholz und Athlet Danilo Pasnicki (re.).

Schwarzach/Los Angeles. Ein Fahrrad in einem Koffer unterbringen? Eine leichte Übung für Oskar Fink und Ingrid Neff. Die Radsportler der Johannes-Diakonie trafen am Wochenende die letzten Vorbereitungen zur Verwirklichung ihres sportlichen Traums: Die beiden vertreten gemeinsam mit dem Schwarzacher Kraftdreikämpfer Danilo Pasnicki Deutschland bei den Special Olympics World Games in Los Angeles. Der Flieger in die kalifornische Metropole startet am Dienstag, die Wettkämpfe für die etwa 7000 Sportlerinnen und Sportler mit geistiger und mehrfacher Behinderung aus rund 180 Nationen finden vom 24. Juli bis 4. August statt.

Im Haus der Johannes-Diakonie in Michelbach wurden nun die wertvollen Rennmaschinen reisefertig gemacht. Räder abschrauben, Sattel abmontieren, Rahmen in einem Sicherungsgestell fixieren – kein Problem für Oskar Fink. Der 54-Jährige zählt in seiner Altersklasse ebenso wie die 61-jährige Ingrid Neff zur nationalen Spitze bei Special Olympics im 1- und 2-Kilometer-Zeitfahren. Wie stark die Konkurrenz für beide in Los Angeles sein wird, darüber wird noch gerätselt. „Die Amerikaner fahren gut Rad, die Niederländer ebenso“, weiß Oskar Fink. Mindestens eine Medaille sollte aber am Ende für ihn schon herausspringen. „Ich möchte etwas Glänzendes mit nach Hause nehmen“, formuliert er seine Erwartungen.

Special Olympics Deutschland entsendet insgesamt 138 Athleten nach Los Angeles - drei davon von der Johannes-Diakonie Mosbach. Darüber hinaus wird die Einrichtung durch Thomas Fraunholz vertreten, der als Headcoach für das deutsche Kraftdreikampfteam nominiert wurde. Claudia Geiger – sonst Trainerin von Oskar Fink und Ingrid Neff – muss bei den World Games Neutralität wahren. Sie wurde von Special Olympics International in die Rennleitung der Radwettkämpfe berufen. Und wenn ihre Schützlinge am Ende eines Wettkampfs auf dem Treppchen stehen? „Dann muss mich wohl erst einmal nach innen freuen“, lacht die Mitarbeiterin der Johannes-Diakonie.

Ein Medaillensammler ist derweil auch Danilo Pasnicki. Ob bei den Deutschland-Spielen von Special Olympics oder bei der Kraftdreikampf-WM im tschechischen Pilsen, der 21-Jährige konnte schon mehrfach mit Podiumsplatzierungen sein großes Talent unter Beweis stellen. Wiegt das Sportgerät von Oskar Fink und Ingrid Neff lediglich acht bis zehn Kilogramm, bringt die Langhantel von Danilo Pasnicki bis zu 160 Kilogramm auf die Waage. Ordentlich Gewicht also, das er während eines Wettkampfes beim Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben in Bewegung bringt. „Zum Glück muss ich keine Hanteln im Koffer nach Los Angeles bringen“, lacht der Modellathlet in Richtung seiner Schwarzacher Mannschaftskameraden. Auch er liebäugelt bei den World Games mit Edelmetall, auch wenn Zurückhaltung oberstes Gebot ist. „Ich weiß noch nicht, wie gut die anderen sind.“

Wie es sich für Spitzensportler gehört, musste das Trio der Johannes-Diakonie an den vergangenen Tagen einige „offizielle“ Termine wahrnehmen. Ob Einkleidung mit der offiziellen Teamausrüstung, Verabschiedung der baden-württembergischen Athleten von Special Olympics in Karlsruhe oder auch mal ein Radiointerview, es gab einiges zu tun. So blieb bislang kaum Zeit, richtig nervös zu werden. „Naja, ein bisschen aufgeregt ist man schon“, gibt Oskar Fink dann doch zu. Schließlich, so ergänzt Danilo Pasnicki, sei er noch nie in den USA gewesen. Immerhin wurde die erste große Herausforderung für die Radsportler souverän gemeistert: Die Rennfahrräder sind sicher im Koffer verstaut - Los Angeles kann also kommen.

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