... stark für Menschen

„Der Anfang ist gemacht“

Irene Preschle begleitet seit fünf Jahren Kinder im Projekt „Inklusion in Kita und Schule“.

Lahr. Mitarbeiter der Johannes-Diakonie begleiten in Lahr und Umgebung seit fünf Jahren Kinder in der Schule oder im Kindergarten, die einen anerkannten Bedarf an Unterstützung haben. Im Jahr 2019 wurden über die Offenen Hilfen der Johannes-Diakonie im Bereich „Inklusion in Kita und Schule“ (IKS) insgesamt 12750 Stunden für 26 Kinder erbracht. Somit ist IKS als viertes Standbein der Offenen Hilfen neben betreutem Wohnen, betreutem Wohnen in Familien und familienunterstützenden Diensten zu einem wichtigen Bestandteil der ambulanten Hilfen geworden. Die Nachfrage ist steigend. Wichtige Fragen zum Thema beantwortet im Folgenden Irene Preschle, Mitarbeiterin der Offenen Hilfen und seit dem Start von IKS beim Projekt.
 
Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie in fünf Jahren IKS gesammelt?
Es waren bereichernde und interessante Jahre. Ich habe Einblick in mehrere Kitas und Schulen bekommen, ganz unterschiedliche Kinder begleitet und einiges von ihnen gelernt. Obwohl ich immer nur für ein oder zwei Kinder zuständig bin, bekomme ich die ganze Gruppe mit; sei es in der Schule oder im Kindergarten. Ich habe gelernt, was Teilhabe für Kinder bedeutet, und immer versucht, die Bedingungen an den Einsatzorten zum Wohl des Kindes zu nutzen oder zu verbessern. Gerade in den Regelschulen gibt es hier noch einiges zu tun. Außerdem ist es spannend, noch einmal die Schulbank zu drücken.

Welche Kinder haben Sie schon begleitet?
Während der ersten drei Jahre war ich in einer Gemeinschaftsschule und habe ein Mädchen ab der fünften Klasse betreut. Sie hatte aufgrund eines Schlaganfalles körperliche und kognitive Beeinträchtigungen. Ich habe ihr im Umgang mit Material und Hilfsmitteln geholfen, habe sie bei sozialen Kontakten unterstützt, getröstet, motiviert und vieles mehr. Danach begleitete ich in zwei Kitas zwei Kinder, die aufgrund ihres Sozialverhaltens Unterstützung benötigten.

Welche Aufgaben haben Sie derzeit?
Momentan begleite ich zwei Jungen in der fünften Klasse einer Gemeinschaftsschule. Diese gleichzeitige Begleitung von mehreren Klienten wird „poolen“ genannt. Das ist eine echte Herausforderung. Die beiden sind sehr unterschiedlich, sowohl im Wissensstand als auch im Verhalten.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit von Schule und Kitas?
Positiv mit kleinen Einschränkungen. Ich bin zwar nicht Teil des Teams, aber vernetzt mit Kita-Mitarbeitern, Lehrern, Sonderpädagogen und nicht zu vergessen mit den Eltern. Manchmal kommt es vor, dass das Kind mit seinen besonderen Bedarfen und ich als seine Begleitung vergessen werden. Oder das Kind wird nicht konsequent einbezogen, weil ich als Begleitung da bin. Da muss ich wachsam sein. Zudem ist es wichtig zu wissen, dass die Hilfe in erster Linie für das Kind da ist und nur indirekt für die Einrichtungen. Im Großen und Ganzen werde ich gut aufgenommen und als Unterstützung gesehen.

Was sehen Sie positiv, was eher kritisch?
Es ist gut, dass die Kinder mittendrin sind. Das ist Inklusion. Die Kinder profitieren voneinander und gehen natürlich miteinander um. Inklusion gelingt da, wo die Rahmenbedingungen stimmen. Denn oft ist es das Umfeld, das Inklusion schwierig macht, und nicht die Kinder. Kritisch sehe ich den politischen und gesellschaftlichen Willen zur Inklusion, vor allem in der Schule. Da habe ich nicht immer das Gefühl, dass die Bedingungen für die inklusiv beschulten Kinder stimmen. Die Schule ist nicht richtig auf die Inklusion vorbereitet. Da gibt es noch einiges zu tun. Mein Fazit: Der Anfang ist gemacht.

Zurück