Karlsruhe/Mosbach/Kehl. „Beschämt und voller Trauer“ gedenke die Evangelische Landeskirche in Baden der 375 Menschen mit Behinderung, die zwischen 1940 und 1944 aus den Einrichtungen in Kehl-Kork und Mosbach deportiert und ermordet wurden. Das hat Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh zum Jahrestag der ersten Deportation am 28. Mai 1940 betont. 70 Menschen aus der damaligen „Heil- und Pflegeanstalt Kork“ wurden damals in die Tötungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb deportiert.
Das Wort des Landesbischofs im Wortlaut
Aus der damaligen „Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache“ in Mosbach, der heutigen Johannes-Diakonie, wurden im September 1940 und im Juli 1944 insgesamt 262 Menschen abtransportiert und getötet. Im Oktober 1940 starben weitere 43 Menschen aus der heutigen Diakonie Kork in der Gaskammer der Tötungsanstalt. „Ihre Familien und sie selbst hatten sich darauf verlassen, dass sie bei uns Aufnahme und Beistand finden“, betrauerte Landesbischof Cornelius-Bundschuh. Die Kirche habe sich nicht widersetzt, Verantwortliche aus den Einrichtungen hätten zu wenig Unterstützung der Kirchenleitung erfahren.
Dieses „dunkle Kapitel“ der landeskirchlichen Geschichte, so der Landesbischof, sei Mahnung, heute deutlich allen Bestrebungen entgegenzutreten, Menschen nach ihrer Nützlichkeit zu beurteilen und ihr Lebensrecht von Fähigkeiten abzuleiten. Es sei ein Auftrag, „uns für eine Welt einzusetzen, in der alle Menschen in Würde miteinander leben können“. Die Öffentlichkeit lädt Jochen Cornelius-Bundschuh herzlich ein, an den Ausstellungen, Vorträgen und Gottesdiensten zum Gedenken an die Ermordeten in diesem Jahr teilzunehmen.
Die Johannes-Diakonie Mosbach zeigt ab Freitag, 26. Juni, bis 31. Juli die Ausstellung "NS-Euthanasie: Geschichte und Erinnerung" in der Mosbacher Johanneskirche. Im September und Oktober folgen weitere Veranstaltungen in Mosbach und in Kehl-Kork.
