... stark für Menschen

„All inclusive or nothing“

Schüler der Fachschule für Sozialwesen sammelten in Berlin Erfahrungen für ihre Arbeit.

Berlin, eine Stadt der Vielfalt und unbegrenzter Möglichkeiten. Wo, wenn nicht hier, ist ein geeigneter Ort, um Formen der Integration und Inklusion zu finden. Aus diesem Grund entschieden wir uns, unsere Studienfahrt im Rahmen der TU-Woche „Inklusion und Teilhabe“ nach Berlin zu unternehmen.

In unserer Unterkunft, dem Pfefferbett Hostel, hatten wir zwar nicht wie im Titel angedeutet „all inclusive“, wir bekamen dort jedoch gleich einen ersten Eindruck von Inklusion.
Denn das Pfefferbett Hostel bietet für Menschen mit Beeinträchtigungen einen Platz auf dem ersten Arbeitsmarkt. Diese werden in den verschiedenen Bereichen des Hostels nach ihren Interessen und Stärken eingesetzt. Das Hostel ist durch seinen jugendlichen Stil ansprechend eingerichtet und ist von unserer Seite auch für Privatreisen sehr zu empfehlen.

Das „All-inclusive“-Paket der Gastfreundlichkeit bekamen wir – obwohl wir wegen Navigationsschwierigkeiten etwas zu spät waren – bei der Firma GETEQ. Hier wurden wir besonders warmherzig begrüßt. Der Vortrag war sehr anregend, denn bei dieser Firma stehen Menschen mit Beeinträchtigungen in eigener Sache als Qualitätsbeurteiler im Mittelpunkt. Sie werden von GETEQ-Angestellten, überwiegend selbst Menschen mit Beeinträchtigungen, interviewt und anhand standardisierter Fragen nach der Qualität von erhaltenen Leistungen gefragt, wie z.B. das Leben in Wohnheimen oder dem Arbeitsplatz. Gemeinsam mit der Leitung, den Betreuern und einem Teil der Befragten werden dann die Ergebnisse besprochen. Dann wird ein Qualitäts-Zertifikat erstellt. Das Programm selbst nennt sich NUEVA. Ab diesem Jahr gibt es dafür sogar eine spezielle Ausbildung für Menschen mit Beeinträchtigung, die eigens von den Angestellten der Firma entwickelt wurde. Wie auch im Hostel bieten sich hier also Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen auf dem ersten Arbeitsmarkt.

Eines der Highlights in Berlin war die Führung „Querstadtein“  mit dem ehemals Obdachlosen Dieter. Er zeigte uns Berlin aus einer ganz anderen Perspektive: wenn öffentliche Plätze plötzlich zum alltäglichen Lebensraum werden, Lebensbedürfnisse nicht mehr so einfach zu befriedigen sind und für uns unscheinbare Dinge wie Duschen oder warmes Essen eine wichtige Bedeutung bekommen.

„All inclusive or nothing“ ist das Motto von Raul Krauthausen. Der eine oder andere kennt ihn vielleicht schon aus dem Fernsehen, denn er ist der Gründer von „Sozialhelden“. Natürlich ließen wir uns die Möglichkeit, bei den Sozialhelden reinzuschnuppern, nicht nehmen und besuchten diese in Berlin. Wir bekamen einen Einblick in verschiedene Projekte wie die „Wheelmap“. Hier kann man aktiv zu einer Karte beitragen, die rollstuhlgerechte bzw. nicht rollstuhlgerechte Orte anzeigt. In diesem Sinne auch als kleine Aufforderung – zieht sie euch mal runter! Interessant war auch, das Vorgehen der Sozialhelden bei einem Projekt und die Umgangsweise im Team kennenzulernen. So werden neue Ideen nicht gleich mit einem „Ja aber“ abgewürgt, sondern mit einem „Ja und“ weitergesponnen und die „Ja aber-Sager“ mit einem „Bis zu diesem Problem möchten wir erstmal kommen“ zur Weiterentwicklung der Idee eingeladen. Ein Blick auf ihre zahlreichen Projekte lohnt sich auf jeden Fall!

Das Projekt „AMI“, das wir uns ebenfalls anschauten, gestaltet Arbeitsmärkte inklusiv. Sie bieten Menschen mit Beeinträchtigungen, die Möglichkeit einer Kompetenzfeststellung und eines Coachings, um nach passenden Arbeitsperspektiven zu suchen. Dabei gibt es eine Vielzahl an Praktikumsmöglichkeiten in einer großen Bandbreite von Arbeitsfeldern. Dieses Projekt ist von „DieWille“ und läuft im Rahmen der Umsetzung der UN-Konvention. Bei „DieWille“ haben wir uns auch das Konzept des „Repaircafés“ angeschaut. Dieses ist ein Begegnungspunkt für Menschen, um zusammen mit Profis defekte Gebrauchsgegenstände wie Toaster und Fahrräder zu reparieren.

Natürlich hatten wir nicht nur die Gelegenheit inklusive Projekte anzuschauen, sondern auch Zeit Berlin zu entdecken. So ging es neben unseren pädagogischen Ausflügen freizeittechnisch ganz schön durcheinander. Wir konnten innerhalb der vier Tage ganz Berlin – das heißt vielmehr die gesamte Welt - kulinarisch erkunden. Angefangen von russisch, über vietnamesisch, indisch-mexikanisch und amerikanisch bis zur Berliner Currywurst und für einige von uns bis zum legendären Gemüsedöner in Berlin-Kreuzberg.

Es war aber auch genug Zeit, um den Abend bei einem oder zwei Cocktails oder Bier – bei Sari waren das dann doch ein paar mehr – ausklingen zu lassen. Dabei wurde unter anderem auch eine Team-Bike-Tour zurück ins Hostel unternommen. Ruben nahm sich extra Zeit, um zu demonstrieren und den Spartipps von Dieter nachzugehen. Isabel und Anna sind auf der Suche nach Birkenstocks schier verzweifelt und es kamen Gerüchte auf, dass Lisa das Essen von Birger gegessen hat. Den letzten Abend verbrachten wir zunächst einmal mit einem Endspurt nach dem anderen, um rechtzeitig auf der Schwarzlichtinsel anzukommen, auf der wir 3D-Minigolf spielten. Dabei zeigte sich Hr. Holz sowohl im Spurt als auch im Minigolf sehr ehrgeizig und verhinderte mit aller Macht, dass nicht einmal Katharina an ihm vorbeiziehen konnte. Am letzten Tag meisterte eine Kleingruppe zu Fuß innerhalb kürzester Zeit eine Sightseeing-Tour durch Berlin.

Sari Buchholz, Horvat Katharina und Tobias Henn

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