... stark für Menschen

Neue Amtszeit, neue Pläne

Einen neuen Anfang gibt es auch für Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann. Er ist gerade wiedergewählt worden. Jetzt hat er für weitere 8 Jahre die Möglichkeit, die Politik in Mosbach mitzugestalten und Entscheidungen zu treffen. Das JO!-Redaktionsteam hat OB Jann Fragen gestellt und interessante Antworten bekommen.

Christian Kretz: Was ist Ihr persönlicher Antrieb, Oberbürgermeister zu sein?
OB Jann: Mein Antrieb ist es, etwas zu bewegen. Gerade in einer Kommune unserer Größenordnung gibt es einige Herausforderungen: Unsere Bevölkerung wird älter und zahlenmäßig kleiner. Wie gehen wir damit um? Auch im Bereich der Johannes-Diakonie sind wir als Kommune betroffen …

Mario Jünger: Ich habe mal eine Frage: Was ist eine Kommune?
OB Jann: Eine Gemeinde. Kommune und Gemeinde, das meint dasselbe.
Mario Jünger: Danke!

OB Jann: Also, im Bereich der Johannes-Diakonie gibt es immer mehr Menschen im betreuten Wohnen. Da überlegen wir uns, wie wir Wohnraum für die behinderten Mitmenschen zur Verfügung stellen können. Es geht mir darum, etwas für die Stadt und ihre Menschen zu erreichen. Wer denkt, er hat als Bürgermeister oder Oberbürgermeister Macht und will viel Geld verdienen, kommt damit nicht weit. Man muss für die Menschen und das Gemeinwohl etwas bewegen wollen, sonst scheitert man schnell.

Jessica Kottler: Haben Sie Kontakt zu Menschen mit Behinderung?
OB Jann: Ja, vor allem in der Johannes-Diakonie. Wir haben aber auch selbst Mitarbeiter mit Behinderung, zum Beispiel zwei Auszubildende, die bei uns in der Stadt-Verwaltung tätig sind.

Michael Lofink: Wann waren Sie das letzte Mal selbst gehandicapt oder brauchten Hilfe?
OB Jann: Ich habe jetzt gerade eine kleine Operation gehabt und merke, dass nicht alles so einfach geht wie sonst. Deshalb muss ich meine Frau bitten: „Kannst Du mir die Schuhe zubinden?“ Bei diesem Thema geht es aber nicht nur um mich. Wir müssen uns Gedanken über Barrierefreiheit machen. Zum Beispiel im Rathaus: Wie können Leute mit körperlichen Einschränkungen den Bürgersaal erreichen, wo die Sitzungen stattfinden? Wir denken über einen Treppenlifter nach oder über einen Durchgang vom Nebengebäude her. Je nachdem, was die Denkmalschutz-Behörde erlaubt.

Michael Lofink: Bei der Barrierefreiheit gibt es noch ein anderes Problem: das Gleis 2 vom Mosbacher Bahnhof. Zum Gleis 1 kommt man mit einem Fahrstuhl, aber zum Gleis 2 muss man über eine Straße. Leute mit Behinderung haben da keine Chance, schnell auf die andere Seite zu kommen. Da gibt es keine Ampel und keinen Zebrastreifen. Warum nicht?
OB Jann: Das ist das erste Mal, dass ich davon höre. Ich muss schauen, ob diese Straße der Stadt gehört. Ich kümmere mich darum (er schreibt sich diesen Punkt auf).

Michael Lofink: Holen Sie Menschen mit Behinderung dazu, wenn Sie beispielsweise neue Gebäude in Mosbach planen?
OB Jann: Bei all den neuen Bauprojekten in Mosbach für Menschen mit Behinderung wäre es gut zu wissen, welche allgemeinen und besonderen Bedürfnisse diese Menschen haben. So eine Gruppe wie Ihre mit 4, 5 Leuten könnte im Gemeinderat darüber berichten. Vielleicht könnten wir sogar einmal mit einem Ausschuss des Gemeinderates in die Johannes-Diakonie kommen.

Christian Kretz: Warum gibt es keine Menschen mit Behinderung im Gemeinderat und im Jugendgemeinderat?
OB Jann: Eine Behinderung sieht man nicht jedem an. Möglicherweise gibt es im Gemeinderat den einen oder anderen mit einer Schwerbehinderung. Außerdem hat jeder die Möglichkeit, sich zur Wahl zu stellen. Wenn jetzt Wahlen zum Jugendgemeinderat sind, kann sich jemand von der Johannesberg Schule dafür interessieren. Er muss dann halt gewählt werden.

Mario Jünger: Zum Schluss noch eine Frage zum JO!: Wie finden Sie, dass wir ein eigenes Magazin machen?
OB Jann: Das finde ich klasse. Sie haben einen ganz eigenen Blickwinkel. Ein Mensch, der keine Einschränkung hat, dem fehlt diese spezielle Wahrnehmung. Deswegen finde ich es richtig, dass Sie sich äußern. Wo Ihre Bedürfnisse und Zwänge sind, wo Sie Wünsche haben an die Gesellschaft. Es ist wichtig, dass Sie wahrgenommen werden, damit die Mitbürger merken: Da gibt es Menschen mit Handicap, die mitten unter uns leben wollen, nicht am Rand.

Das jo!-Team: Vielen Dank für dieses Interview, Herr Oberbürgermeister Jann!

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