... stark für Menschen

Mehr als eine Gelegenheit

Während seine Mitschülerinnen die Flohmarktartikel verpacken, beschriftet Tobias die Kartons. Dabei steht auch Lehrerin Edith Kohler-Guggolz (l.) den Schülern zur Seite. Foto: Dirk Adler-Witkowski

Eberbach. Eine Schildkröte aus frischgrünem Plüsch schaut aus einem der großen Kartons hervor, daneben ist ein Schiff und eine lachende Puppe zu sehen. „Spielsachen“ steht auf dem Zettel, den Tobias beschriftet hat und nun auf den Karton legt. Auf den anderen Pappkisten ist „Geschirr“, „Puppenmöbel“, „Bücher“, „Lampen“ oder „Kerzen“ zu lesen. Damit sind die Vorbereitungen für den Flohmarkt der Berufsschulstufe der Schwarzbach Schule in Eberbach fast abgeschlossen. Zu diesem sind Entdecker, Sammler und Schnäppchenjäger am Samstag, 17. Mai, von 11 bis 16 Uhr in das Eberbacher Bildungs- und Arbeitszentrum (EBAZ) der Johannes-Diakonie Mosbach im Ohrsbergweg 4 herzlich eingeladen.

Vieles ist seit dem Spätsommer letzten Jahres zusammengekommen. Nicht nur Sachspenden, sondern auch Ideen, Fähigkeiten und Menschen. Von dem Gedanken, einen Flohmarkt zu veranstalten, sind die Schüler und Lehrkräfte der Schwarzbach Schule sofort begeistert gewesen. Er hat nicht nur außergewöhnliche und spannende Aufgaben versprochen, sondern das Vorhaben fügt sich auch stimmig in den Lehrplan ein. „Wir führen junge Menschen mit Behinderung an die Arbeit heran“, fasst Lehrerin Edith Kohler-Guggolz die Aufgabe der Berufsschulstufe zusammen.

Der Flohmarkt ist eine passende Übung. Er bietet Schülern wie Tobias Möglichkeiten, ihre Fähigkeiten einzubringen, ihr Können zu erweitern, Neues zu entdecken, sich im Kundenkontakt zu erproben, Aufgaben anzupacken und an ihnen dranzubleiben. Janine hat zum Beispiel Blumenübertöpfe ausgespült, Eren Bücher in Kisten einsortiert, Sarah Porzellangeschirr in Papier eingewickelt und Victoria Möbel geschmirgelt.

Und gemeinsam sind Schüler mit Lehrerin Renate Winkler losgezogen und haben in Eberbach für ihren Flohmarkt Flyer und Plakate verteilt. Das ist bei den Passanten gut angekommen, und Unternehmer haben gerne ihre Türen geöffnet. „Wo kommt ihr her?“ „Seid ihr von der Diakonie?“ „Macht ihr Inklusion?“ Das sind einige der Fragen gewesen, über die Schüler und Bürger in der Stadt einander kennenlernt haben. „Damit haben wir schon ein wichtiges Ziel erreicht“, freut sich Kohler-Guggolz, „nämlich noch mehr vor Ort in Kontakt zu kommen“.

Jetzt sind die Mädchen und Jungen gespannt: Werden die Eingeladenen aus Eberbach und Umgebung auch zu ihrem Flohmarkt kommen? Dieser wird im Erdgeschoss des EBAZ aufgebaut, und in der zweiten Etage werden Schüler Kaffee und Kuchen anbieten. Und was geschieht mit dem Erlös? „Einige unserer Schüler verfügen nur über ein sehr kleines Taschengeld“, erklärt Lehrerin Kohler-Guggolz: „Ihnen möchten wir ermöglichen, am Stadtleben teilzuhaben und zum Beispiel ein Eis zu essen oder einen Kinofilm anzuschauen.“

Tobias lacht indes freudig auf. In einem Karton hat er einen Hasen aus Porzellan entdeckt. Der sei wie er, deutet er an. Denn neulich hat ihn seine Lehrerin einen „alten Hasen“ der Berufsschulstufe genannt. Daran erinnert er sich gerne, und deshalb möchte er den Porzellanhasen selbst kaufen. Für die Flohmarktbesucher wird es noch zahlreiche andere Schnäppchengelegenheiten geben. Text: Dirk Adler-Witkowski

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