Am 2. Mai haben wir eine inklusive Stadtführung in Mosbach gemacht. Das heißt: eine Führung mit Menschen mit und ohne Behinderung. Ich war als Mensch mit Sehbehinderung im Führungsteam. Ich habe den Besuchern die Hindernisse gezeigt, die Menschen mit Behinderung überwinden müssen, wenn sie als Touristen nach Mosbach kommen.
Der Start war holprig, denn in der Stadt war gerade Frühlingsfest und viel los. Wir kamen kaum durch die Menschenmenge durch. Ich habe die Besucher zur Behinderten-Toilette hinter der Stadtkirche geführt. Dort hängt ein Schild: „Der Schlüssel für das Behinderten-WC kann innerhalb der Öffnungszeiten der Tourist Information am Marktplatz ausgeliehen werden.“ Das heißt, dass Menschen mit einer Körperbehinderung mittags, abends und am Sonntag nicht auf die Behinderten-Toilette können.
Wir sind auch zum Stadt-Bahnhof gegangen. Hier haben Rolli-Fahrer keine Chance, auf das Gleis 2 zu kommen. Sie müssen über eine sehr verkehrsreiche Straße ohne Zebrastreifen. Das ist nicht nur für Rolli-Fahrer lebensgefährlich, sondern auch für Gehbehinderte und Eltern mit Kinderwagen. Wir haben den Oberbürgermeister Jann schon auf dieses Problem hingewiesen und hoffen, dass sich in nächster Zeit etwas ändert.
Positiv fand ich: Sehr viele Leute haben an der Führung teilgenommen. Es waren auch einige Menschen mit Behinderung dabei, die vieles zu den Hindernissen in der Stadt gesagt haben. Das hat die Führung interessanter gemacht. Nicht so gut fand ich, dass die Führung zu lang war, weil 2 Themen vorkamen – Sehenswürdigkeiten und Barrieren. Einige Leute gingen mittendrin weg. Wir wollen versuchen, in naher Zukunft eine eigene Führung auf die Beine zu stellen. Dabei soll es nur um die Sichtweise von Menschen mit Handicap gehen.
Es war trotzdem eine gute neue Erfahrung für mich, andere Menschen durch die Stadt zu führen. Ich konnte meine Erfahrungen mit anderen Veranstaltungen einbringen. Das gab mir Sicherheit.
Text: Michael Lofink
Aufgeschrieben von Gabriele Eisner-Just
Fotos: Michael Walter
