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Aus Kaffeesatz wird „Coffeeflower“

Eberbach/Neckarelz. „Immer dem Kaffeeduft nach", so wird dem Besucher der Weg gewiesen, wenn er zu den Klassenräumen der Berufsschulstufe der Schwarzbach Schule im Eberbacher Bildungs- und Arbeitszentrum (EBAZ) will. Und wer diesem Ratschlag folgt, kommt in der Tat schnell ans Ziel. Im ersten Stock des EBAZ-Gebäudes in der Eberbacher Ohrsbergstraße dreht sich vieles um das schwarze Heißgetränk – genauer gesagt um die gemahlenen und bereits aufgebrühten Kaffeebohnen. Denn die Schüler von Lehrer Steffen Frey realisieren im Unterricht eine pfiffige Idee: Sie produzieren aus Kaffeesatz einen Pflanzendünger, der es in sich hat.

„Coffeeflower" nennt sich das Produkt, das sich Schüler des Auguste-Pattberg-Gymnasiums (APG) ausgedacht haben. Philipp Emig, Rabea Kessler, Sven Kraft und Julia Weber wollten das Abfallprodukt Kaffeesatz als Rohstoff nutzen – und damit „umweltbewusst und nachthaltig" handeln, wie sie selbst erläutern. „Früher wurde Kaffeesatz häufig weiterverwendet", sagt Philipp Emig, „heute landet er meist im Müll." Die Abiturienten entwickelten daher ein Geschäftsmodell, bei dem der Kaffee mit Kalk und Sand vermischt einen natürlichen und günstigen Pflanzendünger ergibt. Dafür wurde im Rahmen eines Wirtschaftswettbewerbs sogar ein Gebrauchsmusterschutz erworben, die Suche nach Vertriebs- und Werbepartnern läuft.

Die Idee war also geboren, anschließend begann die Suche nach Partnern, die sich um die Produktion kümmern. Da zwischen dem APG und der Schwarzbach Schule eine erfolgreiche Bildungspartnerschaft besteht, war der Weg zu den Schülern der Berufsschulstufe nicht weit. Die Folge: „Bei uns dreht sich seither vieles um Kaffee", schmunzelt Lehrer Steffen Frey. Der Rohstoff Kaffee musste organisiert, ein Verfahren zum Trocknen der feuchten Masse entwickelt, das Endprodukt hergestellt werden – nach einem streng geheimen Mischungsverhältnis der einzelnen Komponenten versteht sich.

„Coffeeflower" ist nun seit Monaten ein deutlich riechbarer und fester Bestandteil des Schulalltags. Zweimal wöchentlich machen sich zwei Schüler mit einem Bollerwagen auf den Weg, in Eberbacher Cafés oder einem Altenheim den Düngerrohstoff Kaffeesatz einzusammeln. Zurück im Klassenzimmer, wird dieser auf selbst konstruierten Regalen getrocknet. Abschließend wird das braune Pulver mit Sand und Kalk gemischt, exakt abgewogen in Tüten gefüllt und etikettiert – fertig.

„Dieses Projekt liefert unzählige Aspekte für den Unterricht", so Steffen Frey. Sei es, dass die Schüler sich erarbeiten, woher die Kaffeebohne stammt und wie sie verarbeitet wird. Sei es, dass sie höfliches und korrektes Auftreten beim Abholen des Kaffeesatzes einüben. Dann mussten sie handwerkliches Geschick beweisen, um aus unterschiedlichen Materialien die speziellen Regale herzustellen. Und am Ende ist natürlich der exakte Umgang mit Mengenverhältnissen und Waage gefragt, damit die Qualität des Endprodukts auch stimmt.

Was das angeht, wissen die Geschäftspartner am APG, dass sie mit den Eberbacher Schülern die richtige Wahl getroffen haben. Und dass ihr gemeinsames Produkt das Zeug hat, ein Renner zu werden. Die Vier haben es nicht nur beim Wirtschaftswettbewerb „business@school" ins Europafinale geschafft. Auch beim laufenden Wettbewerb um den Deutschen Gründerpreis sind sie ganz weit vorne vertreten. Und ganz praktisch feierten die Jungunternehmer bei der „Markteinführung" einen Riesenerfolg: Alle in der ersten Tranche hergestellten 2-Kilo-Packs „Coffeeflower" waren bei einer Verkaufsaktion im APG schnell und restlos ausverkauft.

Für die Berufsschulstufe der Schwarzbach Schule bedeutet dieser Erfolg, dass auch weiter Kaffee fester Bestandteil des Unterrichts bleiben wird. Und dass Besucher weiterhin ihrer Nase folgen können, um im EBAZ die Klassenräume zu finden.

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