... stark für Menschen

„Am Anfang war ich verunsichert“

Mosbach. An die ersten Spaziergänge mit Miriam denkt Ilona Blau besonders gerne zurück. Gemeinsam waren sie im Elzpark unterwegs und haben die Enten gefüttert. „Als ich das Brot um ihren Rollstuhl verteilt habe und die Enten kamen, hat Miriam gestrahlt“, erinnert sich Ilona Blau lächelnd. Seit über einem Jahr begleitet sie Miriam Hörner, die in einem Wohnangebot der Johannes-Diakonie Mosbach für Kinder und Jugendliche lebt. Alleine kann die Siebzehnjährige nicht nach draußen. Sie sitzt im Rollstuhl, kann ihre Arme nur mühsam bewegen. Die Unterstützung der ehrenamtlichen Helferin eröffnet ihr viele Möglichkeiten, ihre Freizeit selbstbestimmt zu gestalten.

Ilona Blau arbeitet zwar Vollzeit in einem Notariat. Doch ihre beiden Töchter sind inzwischen erwachsen und leben in weit entfernten Städten. Was sie außerhalb ihres Jobs an Zeit erübrigen kann, möchte Ilona Blau „sinnvoll verbringen“, eben im Ehrenamt. So meldete sie sich bei der Ehrenamtskoordinatorin der Johannes-Diakonie, Tanja Bauer, die den Kontakt zu Miriam vermittelte. „Miriam war gerade nach Mosbach als einziges Mädchen in eine neue Wohngruppe gezogen und fühlte sich noch fremd“, erzählt Bauer, die die ersten Treffen der beiden begleitet hat. Denn trotz ihres Entschlusses, sich zu engagieren, war Ilona Blau zunächst nicht frei von Bedenken. Sie hatte bis dahin noch keine Menschen mit geistiger Behinderung kennengelernt. „Am Anfang war ich verunsichert, weil Miriam kaum gesprochen hat“, sagt sie.

So wie Ilona Blau geht es vielen, die sich gerne ehrenamtlich für Menschen mit Behinderung engagieren würden, aber vor der ungewohnten Begegnung zurückschrecken. Hilfe bietet zum einen die Begleitung durch die Ehrenamtskoordinatorin. Zum anderen hat die Johannes-Diakonie spezielle Kurse entwickelt. Das Programm mit dem Titel „Menschen mit Behinderung begegnen“ richtet sich an Ehrenamtliche, Kurs- und Übungsleiter oder andere Personen, die erstmals mit dem Thema geistige Behinderung in Berührung kommen.

Inzwischen sind Ilona Blau und Miriam Hörner ein eingespieltes Team. Sie treffen sich regelmäßig. So gehen sie jeden zweiten Freitag ins Jugendhaus zum offenen Treff. Für Ilona Blau sind diese und andere Erlebnisse eine wichtige Bereicherung in ihrem Leben. „Da kommt unheimlich viel zurück“, berichtet sie. „Miriams Strahlen, ihr Vertrauen ─ das ist eine Anerkennung der besonderen Art.“


Neue Kurse zur Begegnung
Für alle, die zum ersten Mal Menschen mit Behinderung begegnen, hat die Johannes-Diakonie Mosbach das Kursprogramm „Menschen mit Behinderung begegnen“ entwickelt. Es richtet sich an ehrenamtliche Helfer, Referenten für inklusive Fortbildungen, Übungsleiter in Vereinen und grundsätzlich an jeden, der „offen ist für neue Erfahrungen“, wie die Leiterin des Geschäftsbereichs Bildung in der Johannes-Diakonie, Kerstin Wolff, erklärt. Das Kursprogramm mit Informationen zu Inhalten und Anmeldung gibt es bei der Johannes-Diakonie, Abteilung Fort- und Weiterbildung, Telefon: 06261 88-344, E-Mail: fortbildung@johannes-diakonie.de, oder als PDF auf www.johannes-diakonie.de/fortbildung.

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