... stark für Menschen

Sozialunternehmen bei Digitalisierung im Nachteil

Martin Adel, Vorstandsvorsitzender der Johannes-Diakonie

Mosbach. Die Zukunft der Pflege kommt nicht an der Digitalisierung vorbei. Auch und gerade in Zeiten einer Pandemie. Das unterstreicht Martin Adel, Vorstandsvorsitzender der Johannes-Diakonie. Um die Pflege für die enormen Herausforderungen der nahen Zukunft zu rüsten, brauche es schnell eine Anpassung der Förderbedingungen für gemeinnützige Unternehmen, forderte Adel anlässlich des Deutschen Pflegetags. Dieser fand in diesem Jahr erstmals digital statt.

In zehn Jahren werden 4,1 Millionen Menschen in Deutschland von Pflege betroffen sein werden, 2050 seien es laut Statistischem Bundesamt über fünf Millionen. Dies werde auch die Johannes-Diakonie mit ihren Pflegeangeboten für Senioren und für Menschen mit Behinderungen in Neckar-Odenwald-Kreis sowie in weiteren Landkreisen Baden-Württembergs herausfordern. „Das bedeutet auch, dass die Pflegewirtschaft zunehmend digitale Angebote über EDV-Maßnahmen hinaus in den Arbeitsalltag mit integrieren muss“, so Adel, der sich damit den Forderungen von Cornelia Röper, Geschäftsführerin des Start-ups mitunsleben und Vorständin des Verbands für Digitalisierung in der Sozialwirtschaft vediso e.V., anschloss.

Cornelia Röper machte bei einem Vortrag beim Deutschen Pflegetag deutlich, dass auch gemeinnützige Unternehmen Förderungen bei der Umsetzung kleinerer und größerer Digitalisierungsprojekte benötigten. „Leider ist die deutsche Förderlandschaft dafür nicht aufgestellt“, so Röper. Wirtschaftsförderungen gebe es in den meisten Fällen nur für Unternehmen, deren alleiniges Ziel die Gewinnmaximierung darstellt. Klassische Sozialunternehmen seien hier klar im Nachteil.

Die mitunsleben GmbH ist ein ökumenisches Start-up, hinter dem etablierte Gesellschafter aus der Pflege- und Sozialwirtschaft stehen – darunter auch die Johannes-Diakonie. Ziel des Start-ups ist es, digitale Lösungen und Plattformen für die Branche zu entwickeln. Im November 2018 gegründet, wurde zwischenzeitlich die Pflegevermittlungsplattform mitpflegeleben.de gegründet. Diese will „Orientierung im Pflegedschungel“ mit digitaler Beratung, bundesweiter Vermittlung von Pflegeangeboten sowie umfassenden Informationen zum Thema Pflege und Pflegehilfsmittel bieten.

Wenn man die Pflegelandschaft nicht profitorientierten Wirtschaftsplayern überlassen möchte, sei eine Angleichung der Förderbedingungen zwingend notwendig, so Martin Adel abschließend. „Vor allem die gemeinnützigen Sozialunternehmen wissen, welche Bedarfe es in der hiesigen Pflegelandschaft gibt.“ Und diese gelte es zu unterstützen.

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