... stark für Menschen

„Inklusion ist mehr, als viele meinen“

Die „Doris‘ Men Group“ trommelte sich lautstark in die Herzen des Publikums.
In einer Gesprächsrunde erzählten Nutzerinnen und Nutzer ambulanter Wohnformern über ihre Erfahrungen.

Mosbach. Einen „bunten Strauß inklusiver Projekte“ versprach Jörg Huber den Besuchern im vollbesetzten „fideljo“. Der Pädagogische Vorstand der Johannes-Diakonie begrüßte sie zum ersten „Hearing Inklusion“, in dem deutlich gemacht werden sollte, dass sich auch die – Zitat Huber – „ältere Dame Johannes-Diakonie“ auf dem Weg befindet, die seit 2009 geltende UN-Behindertenrechtskonvention Stück für Stück umzusetzen. Und mit ihr die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben in allen Lebensbereichen zu ermöglichen.

„Inklusion ist kein leichtes Unterfangen“, machte Jörg Huber deutlich. Für die Johannes-Diakonie gelte es dabei unter anderem, traditionelle Förder- und Betreuungskonzepte zu hinterfragen und umzustellen. Dass dies bereits in einigen Fällen gelungen ist, zeigten beim „Hearing“ zahlreiche eigene Fachleute sowie Menschen mit Behinderung auf, die über ihre Erfahrungen berichteten. Als weiterer Fachmann konnte Peter Roos auf der Bühne des Kultur- und Begegnungszentrums, eines der Vorzeigeprojekte in Sachen „Inklusion nach Innen“, begrüßt werden. Der stellvertretende Fachbereichsleiter Soziale Hilfen im Neckar-Odenwald-Kreis nahm sich des Begriffs „Inklusion“ an und machte deutlich: „Inklusion ist mehr, als viele meinen.“

Inklusion bedeute, dass alle dazugehören und ein Ganzes bilden, so Roos weiter. Hier gehe es um wesentlich mehr als um Unterricht für Kinder mit und ohne Behinderung. Um dies in der Gesellschaft zu verankern, bedarf es allerdings einer bestimmten Grundhaltung. „Und Grundhaltungen zu verändern, ist ein schwieriger Prozess.“ Am Ende stehe die Hoffnung, dass Unterschiede als Bereicherung empfunden werden. „Inklusion geht uns alle an, hier gibt es keine Unbetroffenen“, so Roos.

Für Unterstützung auf dem Weg zu einer inklusiveren Gesellschaft sorgt beispielsweise der Geschäftsbereich Schulen der Johannes-Diakonie. Dessen Leiter Mario Kiefer stellte die Kindergarten- und Schulkonzepte vor, die durch Außengruppen und -klassen Kinder mit Behinderung mit Altersgenossen ohne Behinderung zusammenbringt. So besuchten 30 bzw. 35 Prozent der Johannes-Diakonie-eigenen Johannesberg und der Schwarzbach Schule aktuell solche Außenklassen. Zusätzlich konnte der Schulbereich die inzwischen preisgekrönte und über die Grenzen der Region bekannte Jugendfarm auf dem Schwarzacher Hof als „Leuchtturm-Projekt“ in Sachen Inklusion vorstellen.

Auch innovative Wohnprojekte wurden dem „Hearing“-Publikum präsentiert. So wie die intensiv ambulant betreute Wohngemeinschaft mit der Adresse „Aufstieg 1a“ in Mannheim, in der Menschen mit Behinderung und Studenten unter einem Dach wohnen. Regionalleiter Helmut Braun machte dabei deutlich, was Inklusion bewirken soll: „Das ist eine WG, also nichts Besonderes.“ Dennoch war das Projekt in diesem Jahr für den Landesinklusionspreis nominiert. Nichts Besonderes ist inzwischen auch das Leben von sechs Männern und Frauen, die zuvor auf einem der großen Standorte der Johannes-Diakonie wohnten und nun in ambulant betreuten Wohnformen zu Hause sind. Sie berichteten in einer Gesprächsrunde über ihre Erfahrungen. Mit dem einhelligen Fazit: „Selbstständig leben ist besser.“

Schritte in Richtung Inklusion gehen auch zahlreiche Beschäftigte der Werkstätten, machte Geschäftsbereichsleiter Rüdiger Pluschek deutlich. Sei es in Dienstleistungsgruppen, die beispielsweise in Sachen Grünanlagen- und Friedhofspflege oder der Produktion von Apfelsaft mittels einer Mobilen Kelter unterwegs sind. Oder bei der Schaffung von Außenarbeitsplätzen in Unternehmen der Region. Ein gutes Beispiel für Arbeitsplätze außerhalb der eigenen Werkstätten wurde aus Ettenheim vorgestellt. Hier hatte die Johannes-Diakonie eine Gärtnerei übernommen. Diese firmiert nun als „Blumenwerkstatt“. Auch hat die Johannes-Diakonie in Mosbach eine eigene Integrationsfirma gegründet, in der Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam beschäftigt sind. Diese WMG – kurz für: „Wir machen’s gemeinsam“ – bietet Raumpflegedienste und die Messung von Elektrogräten an.

Am Ende hielt das „Hearing Inklusion“ das, was Jörg Huber eingangs versprochen hatte: Die Veranstaltung war ein bunter und üppiger Strauß von Maßnahmen, die die Gesellschaft in Sachen Inklusion weiterbringt. Noch mehr Farbe brachten derweil die Bewohner des Schwarzacher Wohnverbundes „Waldhaus“ auf die Bühne. „Doris‘ Men Group“ mit Doris Heilig an der Spitze trommelte sich lautstark in die Herzen des Publikums. Text: Michael Walter/Fotos: Lothar Dörge

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