... stark für Menschen

„Für Kinder und Jugendliche gilt besonderer Schutz“

Mosbach/Schwarzach. In diesen Tagen werden mehrere Tausend sogenannte „Unbegleitete minderjährige Ausländer“ (UmA) in Deutschland aufgenommen, viele dieser Kinder und Jugendlichen werden auf ganz Baden-Württemberg verteilt untergebracht. Auf Bitten der Landesregierung und des Landratsamts Neckar-Odenwald-Kreis wird die Johannes-Diakonie in Mosbach und Schwarzach Jugendhilfeangebote für junge Flüchtlinge starten. Dazu äußert sich der Pädagogische Vorstand der Johannes-Diakonie, Jörg Huber, im Interview.

Herr Huber, die Johannes-Diakonie will im kommenden Jahr an ihren beiden großen Standorten Mosbach und Schwarzach mit einem Angebot für unbegleitete minderjährige Ausländer (UmA). Wie kam es zu diesem Entschluss?
Jörg Huber: Wie alle Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg sieht sich auch der Neckar-Odenwald Kreis mit den Problemstellungen der Unterbringung von Flüchtlingen konfrontiert. Eine besondere Position unter den Menschen, die nach einer langen Flucht in Deutschland anlanden, nehmen unbegleitete Kinder und Jugendliche ein. Für sie gilt ein besonderer Schutz, der sich aus dem Kinder- und Jugendhilfegesetz ableitet und der die Jugendämter verpflichtet, für diese Zielgruppe eine adäquate Betreuung und Versorgung sicher zu stellen.  Da diese speziellen Jugendhilfeangebote in kaum einem Landkreis in dem kurzfristig aufgetretenen und wenig vorhersehbaren Umfang  vorgehalten werden, muss das Angebot deutlich ausgeweitet werden. Da die Johannes-Diakonie derzeit sowohl über leerstehende Räumlichkeiten als auch über das nötige Knowhow verfügt, hat das Jugendamt des Kreises uns darum gebeten, kurzfristig ein entsprechendes Betreuungsangebot zu schaffen. Die Johannes-Diakonie hat diese Aufgabe angenommen.  

Was gab den Ausschlag, dass sich der Vorstand der Johannes-Diakonie für ein solch neues Aufgabenfeld entschloss?
Zunächst sieht sich der Vorstand aufgrund eines christlich-diakonischen Grundverständnisses in der Pflicht, dort zu helfen wo Menschen in Not sind. Das Gebot der Nächstenliebe verpflichtet uns, dem in Not geratenen Nächsten aus seiner Not zu helfen und ihn mit den Gaben zu versorgen, über die wir verfügen. Im Fall der Flüchtlinge ist dies zunächst ein Dach über dem Kopf.  Bereits im vergangenen Jahr haben 40 erwachsene Flüchtlinge im „Haus am Wald“ in Mosbach eine Unterkunft gefunden. Die bisherigen Erfahrungen mit diesen  Menschen haben uns Mut gemacht, das Angebot auszuweiten und Betreuung und Versorgung auch für junge Menschen anzubieten.

Was genau bietet die Johannes-Diakonie nun an?
Die Johannes-Diakonie plant derzeit sowohl in Mosbach als auch in Schwarzach zwei voneinander unabhängige Betreuungsangebote für unbegleitete, minderjährige Ausländer im Alter von ca. 14 Jahren bis 21 Jahren. In Schwarzach sind zwei Wohngruppen mit je acht Plätzen auf Grundlage der klassischen Heimerziehung geplant. Zudem sollen dort zwei Plätze für Inobhutnahme vorgehalten werden. In Mosbach entsteht ein Wohn- und Betreuungsangebot für 35 Jugendliche und junge Erwachsene, also ein Jugendwohnheim im Kontext der Jugendsozialarbeit. In beiden Angebotsformen werden die jungen Menschen in enger Abstimmung mit dem Jugendamt über Tag und Nacht von Fachpersonal und weiteren Mitarbeitenden betreut und in ihrer Entwicklung unterstützt. 

Wann sollen die Angebote starten?
Beide Angebote sollen aufgrund der dringenden Nachfrage noch im Januar 2016 in Betrieb genommen werden.

An welchen Personenkreis richtet sich das Angebot?
Die Betreuungsangebote richten sich schwerpunktmäßig an junge Menschen zwischen 14 und 21 Jahren. Die meisten dieser jungen Menschen sind aus Syrien und Afghanistan geflohen und auf oft abenteuerlichen Wegen zu uns gekommen. Wir gehen davon aus, dass einige diese jungen Menschen aufgrund der häufig bedrohlichen Lebensumstände in den letzten Jahren und auch während der Flucht möglicherweise traumatisiert sind und entsprechende medizinische und psychologische Hilfen erforderlich sind.

Für viele der jungen Menschen ist sicherlich zunächst wichtig, in Sicherheit zu sein, ein Dach über dem Kopf zu haben und etwas zu essen zu bekommen. Wie sieht die Betreuung der Menschen darüber hinaus aus?
Wir sehen es als unsere Aufgabe an, den jungen Menschen neben der Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse auch professionelle Hilfe bei der Entwicklung einer Perspektive und einer gelingenden Integration hier in Deutschland anzubieten. Dazu gehört neben der Vermittlung unserer Kultur, Werte und der Sprache auch die Ausarbeitung einer  ganz auf den jungen Menschen abgestimmten beruflichen Zukunftsplanung. Dies gelingt umso besser, je effektiver ein Zusammenwirken möglichst vieler Helfer, Fachkräfte wie auch Ehrenamtlicher gelingt.

Welche Hürden gibt es nun noch zu überwinden?
Da die beschriebenen Betreuungsangebote aufgrund des dringenden Bedarfs mit extrem wenig Planungs- und Vorlaufzeit in Betrieb gehen müssen, muss sehr viel parallel und schnell entschieden werden. Die Vorbereitung der Räumlichkeiten, die Personalsuche, die Bereitstellung der Wohneinrichtung, die Sicherstellung der Verpflegung. Der Hürden sind viele, dennoch sind wir zuversichtlich und glauben: „Wir schaffen das!“

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